Familie

Familie ist für die meisten Menschen ihre wichtigste Lebenswirklichkeit. Formen und Funktionen sind sehr variabel. Im Kern geht es um die alltägliche, generationenübergreifende Sorge für sich und andere. Deshalb ist es sinnvoll, von vielfältigen Praxen des Zusammenlebens zu sprechen und theologisch-ethisch nach dem Humanen, dem Menschsein-Können, zu fragen. Biblisch-theologisch werden Menschen als Geschöpfe und Bundesgenoss_innen des Gottes Israels und als Teilhaber der auf Hoffnung ausgerichteten Menschheit gedacht. In der Schrift sind Offenheit und Weite, aber auch das Ringen um Recht und Gerechtigkeit der Benachteiligten dokumentiert. Die Menschenrechte sind Grundnorm für die politisch-ethische Bemühung um Familien in der heutigen Gesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

    1. Einstieg

    Das Stichwort „Familie“ ist in der privaten und öffentlichen Alltagskommunikation ständig präsent und scheint alles Mögliche auszudrücken: Banales und Kitsch, tiefes Lebensgefühl, Hoffnung auf Zuflucht und Glück. Zu einer Familie zu gehören, in Partnerschaften zu leben und (nach der Ausbildungsphase) Kinder zu bekommen hat für die meisten Menschen höchste Priorität. Ort und Begleitung für Familien zu sein, wird auch als kirchliche Kernaufgabe angesehen.1Vgl. Kirchenamt der EKD (Hrsg.), Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gütersloh 32013; EKD/Diakonie, Mit Familien für Familien. Zehn Orientierungslinien der Evangelischen Kirche und Diakonie, 2023 (Website, https://www.ekd.de/mit-familien-fuer-familien-77203.htm), abgerufen am 13.01.2025. Ihre Schattenseiten von Enge, Streit, Gewalt, Missbrauch sind bewusst; sie beflügeln aber vielfach noch die Wunschbilder, bis hin zu Idyllen in religiösem oder säkularem Gewand (Werbung, z. B. in Drogeriefotoshops).

    Zur Fülle gegenwärtiger Familienrealitäten vgl. den Podcast „Gastfamilie“.

    2. Begriffliche und konzeptionelle Sondierungen

    Schaut man sich in der sozialwissenschaftlichen und historischen Familienforschung der letzten Jahrzehnte um, wird deutlich, dass geschichtlich und global allgemeingültige Definitionen problematisch sind. Soziale, sexualwissenschaftliche, wirtschaftliche, psychologische, kulturelle, rechtliche und weitere Perspektiven auf „Familie“ bieten wichtige Teilansichten, aber nicht das Ganze ihrer Wirklichkeit. Soziolog_innen schlagen beschreibende und flexible Bestimmungen vor: Bei der Familie unserer Epoche geht es um Mehrgenerationenbeziehungen, um biologische und soziale Leistungen, um „ein spezifisches Kooperations- und Solidarverhältnis“2Nave-Herz, Rosemarie, Ehe- und Familiensoziologie. Eine Einführung in Geschichte, theoretische Ansätze und empirische Befunde, Weinheim 22006, 29-32., das in einzelnen und in miteinander (auch international) vernetzten Haushalten gelebt wird.3Vgl. Bertram, Hans/Ehlert, Nancy (Hrsg.), Familie, Bindungen und Fürsorge. Familiärer Wandel in einer vielfältigen Moderne. Freiberger Studie zum familiären Wandel im Weltvergleich, Opladen/Farmington Hills 2011. Familie wird im Alltag „hergestellt“.4Vgl. Jurczyk, Karin, Care in der Krise? Neue Fragen zu familialer Arbeit, in: Apitzsch, Ursula/Schmidbaur, Marianne (Hrsg.), Care und Migration. Die Ent-Sorgung menschlicher Reproduktionsarbeit entlang von Geschlechter- und Armutsgrenzen, Opladen, Farmington Hills (MI) 2010, 59–76. Sie ist „alltägliche, generative und soziale, fürsorgliche Praxis“.5Plonz, Sabine, Wirklichkeit der Familie und protestantischer Diskurs. Ethik im Kontext von Re-Produktionsverhältnissen, Geschlechterkultur und Moralregime (Ethik und Gesellschaft 5), Baden-Baden 2018, 178.

    Die Lebenswirklichkeit konkreter Kleingruppen aus Eltern(-teilen) und Kindern, an die wir meistens zuerst denken (Kernfamilie), ist eingebettet in große Zusammenhänge: Es geht um Fortpflanzung und den Erhalt der Gattung Mensch (Reproduktion). Sie geschieht innerhalb gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und wirkt ihrerseits auf Gestalt und „Moral“ der Gesellschaft zurück. Eine rituell oder rechtlich geschlossene Ehe ist nicht Voraussetzung, allerdings wird die Eheschließung meist als Bestätigung neu gegründeter Familien verstanden. Neu gegenüber früheren Epochen sind Familienformen, die auf gleichgeschlechtlichen Liebesbeziehungen beruhen sowie die Nutzung „künstlicher“, selbstbestimmter Befruchtung und stellvertretender Schwangerschaften (Leihmutterschaft, Co-Parenting).

    In der weit überwiegenden Lebensform eines zweigeschlechtlichen Paares mit Kindern (das zur alleinerziehenden-Familie werden kann) werden nicht nur die eigenen Ideale gelebt, es sprechen auch das Erbe der Vergangenheit und gesellschaftliche Vorgaben mit. Deshalb unterscheiden sich Männer- und Frauenbiographien nach wie vor. Sobald Kinder kommen, verschieben sich die Tätigkeits- und Einkommensverhältnisse zu Lasten der Frauen, und für Männer kann die materielle Absicherung der Familie zur Bürde werden, aber auch zur Fluchtmöglichkeit aus alltäglicher Sorge-Arbeit. Sowohl die angestrebte Gleichheit in der Partnerschaft als auch das Wohlergehen der Kinder (der Eltern, Alten, Kranken) erfordern sozial- oder wohlfahrtsstaatliche Unterstützung und familientaugliche Erwerbsarbeitsverhältnisse. Familien heute brauchen „Zeit, Geld und Infrastruktur“, wie der Fachverband „evangelische arbeitsgemeinschaft familie“ in Anlehnung an die Forschungen des „Deutschen Jugendinstituts“ bekräftigt.6evangelische arbeitsgemeinschaft familie (Bund), Politisch, Wissenschaftlich, Praxisnah, 2015 (PDF-Doument,  https://www.eaf-bund.de/sites/default/files/2015-10/230504_eaf_Flyer_WEB.pdf), abgerufen am 22.01.2025.

    Familie ist nicht identisch mit Verwandtschaft. Letztere beruht auf gesellschaftlichen Konventionen und allenfalls zum Teil auf gemeinsamer biologischer Abstammung. „Wahlverwandtschaften“ (literarisch: Johann W. Goethe oes-gnd-iconwaiting...) und Lebensmodelle, die aus engen Freundschaften hervorgehen, werden immer wieder als Alternativen zur „Normalfamilie“ erprobt (theologisch: Mary E. Hunt oes-gnd-iconwaiting...7Vgl. Hunt, Mary E., Fierce Tenderness. A Feminist Theology of Friendship, New York 1994.), ebenso auch Gemeinschaftsformen wie Orden oder Genossenschaften.

    3. Historische Entwicklungen

    Für theologische und kirchliche Diskussionen ist der Blick auf die Vor-Geschichte der heutigen Vorstellungen unverzichtbar, spätestens, wenn es um die Bedeutung der biblischen Überlieferungen für das christliche Leben geht. Die aus Frankreich eingewanderte Vokabel „Familie“ wurde seit dem 17. Jh. auf das patriarchalisch verfasste „Haus“ angewandt.

    Hier lebten und arbeiteten Eltern, Nachkommen, erwachsene Geschwister und dienendes unmündiges Gesinde. Die viel zitierte „Großfamilie“ ist im west- und nordeuropäischen Raum jedoch ein Mythos.8Vgl. Mitterauer, Michael, Der Mythos von der vorindustriellen Großfamilie, in: Mitterauer, Michael/Sieder, Reinhard (Hrsg.), Vom Patriarchat zur Partnerschaft. Zum Strukturwandel der Familie, München 1977, 46–71. Kinderreiche Bauern-Häuser sind fast völlig verschwunden.9Vgl. Frie, Ewald, Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland, München 2023. Seit dem 19. Jh. wurde die Zweck- und Vertragsehe immer stärker durch die Liebesheirat abgelöst (Romantik). Es entstanden die modernen bürgerlichen und proletarischen Familienformen, die kaum noch selbst produzierten und ab Mitte des 20. Jh. nur noch selten im Privat-Haushalt lebende Beschäftigte kannten. Der letztgenannte Trend wird durch die Bedürfnisse der (Alten-)Pflege und globale (weibliche) Arbeitsmigration derzeit aufgebrochen.

    In den biblischen Texten überwiegen patriarchalische Verhältnisse. In beiden Testamenten kommen aber auch Frauenerfahrungen und ihr Ringen um Autonomie, Konflikte oder Gewaltverhältnisse  zur Sprache, z. B. in den Geschichten der Erzeltern (Genesis), der Prophetie oder der neutestamentlichen Missionsbewegung. In der hebräischen Bibel ist das „Haus des Vaters“ zentrale Bezugsgröße, im neutestamentlichen griechischen Teil der „Oikos“ (davon abgeleitet die Öko-Begriffe unserer Zeit).

    Weiterführende Informationen WiBiLex

    „Die Übersetzung der griechischen Begriffe oíkos/oikía im Kontext des Neuen Testaments mit dem deutschen Wort ‚Haus‘ trifft nicht die gemeinte Sache, denn oíkos/oikia bedeutet nicht in erster Linie ‚Gebäude‘, sondern meint die Gesamtheit aller Personen und Dinge, die zu einem Haushalt gehören, also alle Menschen und Besitztümer, die rechtlich einander zugeordnet sind.“ Lehmeier, Karin, Art. Haus/ Haushalt (NT), in: WiBiLex (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/46868/), abgerufen am 20.02.2025.

    Der lateinische Ausdruck „familia“ ist an die rigorosen Rechts- und Gewaltverhältnisse der römischen Sklavenhaltergesellschaft gekoppelt und kann daher kein christliches Ideal sein. Im Gegenteil: Evangelien, Apostelgeschichte und Briefe (Paulus oes-gnd-iconwaiting...) zeigen Ausbruchsversuche aus dem Patriarchat10Vgl. Schüssler Fiorenza, Elisabeth, Brot statt Steine. Die Herausforderung einer feministischen Interpretation der Bibel, Freiburg/Schweiz 1988. und sozial-solidarische Bewegungen aufgrund prekärer Lebensverhältnisse der Steuerpflichtigen, Verschuldeten, Sklav:innen und Besitzlosen. Späte neutestamentliche Briefe dokumentieren das Aufkommen einer männlich bestimmten Kirchlichkeit. Sie schreiben die politisch-ökonomische Moral des Hauses, in der Frauen, Kinder und Sklaven/Dienende der Herrschaft und Gnade des Vaters unterworfen waren, in die Christusfrömmigkeit und in ihr Kirchenbild ein. Diese „Haustafelethik“ hat die Kirchengeschichte (Reformation!) bis in die Ethik zu Geschlechter- und Familienthemen des ausgehenden 20. Jahrhunderts bestimmt. Dabei wurde die Freiheitsliebe des Exodus-Volkes und die Gleichheit der Verschiedenen in den neutestamentlichen Messias-Gemeinschaften eingeebnet. So konnte z. B. Gal 3,26ff[26] Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. [27] Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. [28] Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.Zur Bibelstelle mühelos mit patriarchalischer Vorherrschaft in Recht, Ökonomie, Politik und Gesellschaft vereinbart werden.

    Weiterführende Infos WiBiLex

    „Die moderne westliche Vorstellung definiert als Familie gewöhnlich eine aus heterosexuellem Elternpaar und deren Kindern bestehende Wohn- und Lebensgemeinschaft. Umgangssprachlich werden zur Familie ferner weitere Angehörige ersten Grades in linearer Abfolge (Vor- und Nachfahren) und in seitlicher Beziehung gezählt. Eine entsprechende Vorstellungswelt und Begrifflichkeit kennt die Hebräische Bibel nicht. Bezeichnenderweise gebraucht die Lutherübersetzung den Ausdruck ‚Familie‘ nur an insgesamt vier (!) Stellen. Die Schwierigkeiten einer semantisch fundierten Annäherung an die Familienvorstellung der Hebräischen Bibel steigern sich noch hinsichtlich der römischen pater familias Konzeption. Im Unterschied zu dieser hat der Vater in Israel, einem verbreiteten Vorurteil zum Trotz, nicht die Vollmacht über Leben und Tod seiner Frau, Kinder und Sklaven (vitae necisque potestas).“ Kunz-Lübcke, Andreas, Art. Familie (AT), in: WiBiLex (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/18125/), abgerufen am 20.02.2025.

    In der bürgerlich geprägten Gesellschaft und gerade auch im Protestantismus wurde die Ehe zu einer rechtlich, moralisch und theologisch begründeten Institution überhöht. Sie diente der Sicherung der männlichen Vorherrschaft in allen Lebensbereichen. Die Fixierung auf die patriarchalische Geschlechterordnung ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sozialpolitisch und sozialethisch die Bedürfnisse der familialen Praxis ausgegrenzt wurden und dass biblisch, theologisch und diakonisch das Interesse an der Ehe die Sicht auf die Wirklichkeit der Familie überlagert hat.11Vgl. Plonz, Wirklichkeit; Jäger, Sarah, Bundesdeutscher Protestantismus und Geschlechterdiskurse 1949–1971. Eine Revolution auf leisen Sohlen, Tübingen 2019. Eine zeitgenössisch verankerte Reflexion auf Familie in der systematischen Theologie und Ethik steht daher erst am Anfang.

    4. Theologische Gedanken und biblische Impulse

    Das Motiv der Heiligen Familie ist trotz der historischen konfessionellen Gegensätze im ganzen Christentum präsent. Obwohl es heute überholt wirkt (Ausnahme: Weihnachtszeit), ist die Vorstellung des „Heiligen bis in nicht- und anti-religiöse Kreise verbreitet. Jedoch gibt es keine allgemein anerkannte Sprache dafür. Es steht für Unantastbares, Überschreitendes, Übergeordnetes in der Lebenswirklichkeit, auf das Menschen angewiesen sind. Daher ist es zu respektieren und zu pflegen. Um dieses Besondere geht es in der familialen Praxis, auch wenn ihre religiös-moralische Überzeichnung längst sozialkritisch entlarvt ist und es durch Konsum- und Selbstdarstellungszwänge ausgebeutet wird (Kult ums Kind, Inszenierung und Moralisierung von Elternschaft). Die Anrufung der „Familie“ steht für die Hoffnung auf Menschsein-Können und damit für das, worauf der christliche Glauben und die kirchliche Botschaft im Kern abzielen. Das Wissen um und die alltägliche Sorge für das Außerordentliche und Verletzliche kann im Licht biblischer Impulse theologisch gewürdigt werden, ohne die vormodernen Familienverhältnisse zur Norm zu erklären: In den alttestamentlichen Rechtssammlungen wird die Heiligkeit Gottes mit der seines Volkes verknüpft. Sie soll im Alltag von Allen in gerechten Verhältnissen und im Geist der Nächstenliebe gelebt werden (Lev 19[1] Und der Herr redete mit Mose und sprach: [2] Rede mit der ganzen Gemeinde der Israeliten und sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.[3] Ein jeder fürchte seine Mutter und seinen Vater. Haltet meine Feiertage; ich bin der Herr, euer Gott. [4] Ihr sollt euch nicht zu den Götzen wenden und sollt euch keine gegossenen Götter machen; ich bin der Herr, euer Gott.[5] Und wenn ihr dem Herrn ein Dankopfer bringen wollt, sollt ihr es so opfern, dass es euch wohlgefällig macht. [6] Es soll an dem Tag gegessen werden, an dem ihr’s opfert, und am nächsten Tage. Was aber bis zum dritten Tag übrig bleibt, soll man mit Feuer verbrennen. [7] Wird aber am dritten Tage davon gegessen, so ist es untauglich und wird nicht wohlgefällig sein; [8] und wer davon isst, muss seine Schuld tragen, weil er das Heilige des Herrn entheiligt hat, und ein solcher Mensch wird ausgerottet werden aus seinem Volk.[9] Wenn du dein Land aberntest, sollst du nicht alles bis an die Ecken deines Feldes abschneiden, auch nicht Nachlese halten. [10] Auch sollst du in deinem Weinberg nicht Nachlese halten noch die abgefallenen Beeren auflesen, sondern dem Armen und Fremdling sollst du es lassen; ich bin der Herr, euer Gott.[11] Ihr sollt nicht stehlen noch lügen noch betrügerisch handeln einer mit dem andern.[12] Ihr sollt nicht falsch schwören bei meinem Namen und den Namen eures Gottes nicht entheiligen; ich bin der Herr.[13] Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben. Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis zum Morgen.[14] Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen, denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten; ich bin der Herr.[15] Du sollst nicht unrecht handeln im Gericht: Du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den Großen nicht begünstigen, sondern du sollst deinen Nächsten recht richten.[16] Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter deinem Volk. Du sollst auch nicht auftreten gegen deines Nächsten Leben; ich bin der Herr. [17] Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. [18] Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.[19] Meine Satzungen sollt ihr halten: Lass nicht zweierlei Art unter deinem Vieh sich paaren und besäe dein Feld nicht mit zweierlei Samen und lege kein Kleid an, das aus zweierlei Faden gewebt ist.[20] Wenn ein Mann bei einer Frau liegt, die eine leibeigne Magd ist und einem Mann zur Ehe bestimmt, doch nicht losgekauft oder freigelassen ist, so soll Ersatz geleistet werden. Aber sie sollen nicht sterben, denn sie war noch nicht freigelassen.[21] Der Mann soll aber als seine Buße dem Herrn vor den Eingang der Stiftshütte einen Widder zum Schuldopfer bringen; [22] und der Priester soll ihn entsühnen mit diesem Widder vor dem Herrn wegen der Sünde, die er getan hat, so wird ihm seine Sünde vergeben werden, die er getan hat.[23] Wenn ihr in das Land kommt und allerlei Bäume pflanzt, von denen man isst, so lasst ihre ersten Früchte stehen, als wären sie unrein wie Unbeschnittene. Drei Jahre lang sollen euch die Früchte wie unbeschnitten gelten; sie dürfen nicht gegessen werden; [24] im vierten Jahr sollen alle ihre Früchte unter Jubel dem Herrn geweiht werden; [25] erst im fünften Jahr sollt ihr ihre Früchte essen, auf dass sie euch weiter ihren Ertrag geben; ich bin der Herr, euer Gott.[26] Ihr sollt nichts essen, in dem noch Blut ist.Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben.[27] Ihr sollt euer Haar am Haupt nicht rundherum abschneiden noch euren Bart stutzen.[28] Ihr sollt um eines Toten willen an eurem Leibe keine Einschnitte machen noch euch Zeichen einritzen; ich bin der Herr.[29] Du sollst deine Tochter nicht zur Hurerei anhalten, dass nicht das Land Hurerei treibe und werde voll Schandtat.[30] Meine Feiertage haltet und fürchtet mein Heiligtum; ich bin der Herr.[31] Ihr sollt euch nicht den Totenbeschwörern und Wahrsagern zuwenden, dass ihr nicht durch sie unrein werdet; ich bin der Herr, euer Gott.[32] Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr.[33] Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. [34] Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der Herr, euer Gott.[35] Ihr sollt nicht unrecht handeln im Gericht, mit der Elle, mit Gewicht, mit Maß. [36] Rechte Waage, rechtes Gewicht, rechter Scheffel und rechtes Maß sollen bei euch sein; ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat, [37] dass ihr alle meine Satzungen und alle meine Rechte haltet und tut; ich bin der Herr.Zur Bibelstelle). In den Schöpfungsgeschichten wird die Gottesebenbildlichkeit (Gen 1,27) der zunächst geschlechtlich nicht definierten Menschen festgestellt. Ihre Bezeichnungen sind kollektiver Natur und beziehen sich auf die Gattung (Adam: „Mensch“, „Erdling“, Eva: Lebendiges, „Mutter“ der Lebenden).12Vgl. die Erläuterungen der Übersetzungsoptionen in der BIGS. Schon deshalb ist die Anrufung Gottes als „Mann“ eine verengende Reduktion..

    Zugleicht beharrt die Bibel auf dem Unterschied zwischen Gott und den Menschen: Der Name JHWH ist eine Vertrauen (Glauben) weckende Verheißung (Ex 3,14Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.Zur Bibelstelle), Israels Anführer und Repräsentant Mose darf die Gottheit nicht zu Gesicht bekommen (er hört sie aus dem brennenden Busch, Ex 3[1] Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. [2] Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. [3] Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. [4] Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. [5] Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! [6] Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. [7] Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. [8] Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. [9] Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, [10] so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. [11] Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? [12] Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge.[13] Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? [14] Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. [15] Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht. [16] Darum geh hin und versammle die Ältesten von Israel und sprich zu ihnen: Der Herr, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, und hat gesagt: Ich habe mich euer angenommen und gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist, [17] und habe gesagt: Ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in das Land, darin Milch und Honig fließt. [18] Und sie werden auf dich hören. Danach sollst du mit den Ältesten Israels hineingehen zum König von Ägypten und zu ihm sagen: Der Herr, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Nun wollen wir gehen drei Tagereisen weit in die Wüste, dass wir opfern dem Herrn, unserm Gott. [19] Aber ich weiß, dass euch der König von Ägypten nicht wird ziehen lassen, er werde denn gezwungen durch eine starke Hand. [20] Daher werde ich meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit all den Wundern, die ich darin tun werde. Danach wird er euch ziehen lassen. [21] Auch will ich diesem Volk Gunst verschaffen bei den Ägyptern, dass, wenn ihr auszieht, ihr nicht leer auszieht, [22] sondern jede Frau soll sich von ihrer Nachbarin und Hausgenossin silberne und goldene Gefäße und Kleider geben lassen. Die sollt ihr euren Söhnen und Töchtern mitgeben und den Ägyptern wegnehmen.Zur Bibelstelle und sieht ihr aus einer Felsspalte hinterher, Ex 33[1] Der Herr sprach zu Mose: Geh, zieh von dannen, du und das Volk, das du aus Ägyptenland heraufgeführt hast, in das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: Deinen Nachkommen will ich’s geben. [2] Und ich will vor dir her senden einen Engel und vertreiben die Kanaaniter, Amoriter, Hetiter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter [3] und will dich bringen in das Land, darin Milch und Honig fließt. Ich selbst will nicht mit dir hinaufziehen, denn du bist ein halsstarriges Volk; ich würde dich unterwegs verzehren. [4] Als das Volk diese harte Rede hörte, trugen sie Leid, und niemand tat seinen Schmuck an. [5] Und der Herr sprach zu Mose: Sage zu den Israeliten: Ihr seid ein halsstarriges Volk. Wenn ich nur einen Augenblick mit dir hinaufzöge, würde ich dich vertilgen. Und nun lege deinen Schmuck ab, dann will ich sehen, was ich dir tue. [6] Und die Israeliten taten ihren Schmuck von sich, seit sie am Berg Horeb waren. [7] Mose aber nahm das Zelt und schlug es draußen auf, fern von dem Lager, und nannte es Stiftshütte. Und wer den Herrn befragen wollte, musste herausgehen zur Stiftshütte vor das Lager. [8] Und wenn Mose hinausging zum Zelt, so stand alles Volk auf, und jeder trat in seines Zeltes Tür und sah ihm nach, bis er ins Zelt hineinging. [9] Und wenn Mose ins Zelt hineinging, so kam die Wolkensäule hernieder und stand am Eingang des Zeltes, und der Herr redete mit Mose. [10] Und alles Volk sah die Wolkensäule am Eingang des Zeltes stehen, und sie standen auf und neigten sich, ein jeder in seines Zeltes Tür. [11] Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet. Dann kehrte er zum Lager zurück; aber sein Diener Josua, der Sohn Nuns, ein junger Mann, wich nicht aus dem Zelt. [12] Und Mose sprach zu dem Herrn: Siehe, du sprichst zu mir: Führe dies Volk hinauf!, und lässt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, wo du doch gesagt hast: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. [13] Hab ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mich deinen Weg wissen, damit ich dich erkenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und sieh doch, dass dies Volk dein Volk ist. [14] Er sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich zur Ruhe leiten. [15] Mose aber sprach zu ihm: Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe uns nicht von hier hinauf. [16] Denn woran soll erkannt werden, dass ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, wenn nicht daran, dass du mit uns gehst, sodass ich und dein Volk erhoben werden vor allen Völkern, die auf dem Erdboden sind? [17] Der Herr sprach zu Mose: Auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. [18] Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! [19] Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen den Namen des Herrn vor dir: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. [20] Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. [21] Und der Herr sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. [22] Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. [23] Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir her sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.Zur Bibelstelle). Hingegen hört und sieht JHWH die Not des Volkes, ob als Arbeiter im ägyptischen Sklavenhaus (Ex 3[1] Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. [2] Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. [3] Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. [4] Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. [5] Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! [6] Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. [7] Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. [8] Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. [9] Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, [10] so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. [11] Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? [12] Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge.[13] Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? [14] Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. [15] Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht. [16] Darum geh hin und versammle die Ältesten von Israel und sprich zu ihnen: Der Herr, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, und hat gesagt: Ich habe mich euer angenommen und gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist, [17] und habe gesagt: Ich will euch aus dem Elend Ägyptens führen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in das Land, darin Milch und Honig fließt. [18] Und sie werden auf dich hören. Danach sollst du mit den Ältesten Israels hineingehen zum König von Ägypten und zu ihm sagen: Der Herr, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Nun wollen wir gehen drei Tagereisen weit in die Wüste, dass wir opfern dem Herrn, unserm Gott. [19] Aber ich weiß, dass euch der König von Ägypten nicht wird ziehen lassen, er werde denn gezwungen durch eine starke Hand. [20] Daher werde ich meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit all den Wundern, die ich darin tun werde. Danach wird er euch ziehen lassen. [21] Auch will ich diesem Volk Gunst verschaffen bei den Ägyptern, dass, wenn ihr auszieht, ihr nicht leer auszieht, [22] sondern jede Frau soll sich von ihrer Nachbarin und Hausgenossin silberne und goldene Gefäße und Kleider geben lassen. Die sollt ihr euren Söhnen und Töchtern mitgeben und den Ägyptern wegnehmen.Zur Bibelstelle) oder als ausgestoßene Dienerin des Hauses Abraham (Gen 21[1] Und der Herr nahm sich Saras an, wie er gesagt hatte, und tat an ihr, wie er geredet hatte. [2] Und Sara ward schwanger und gebar dem Abraham in seinem Alter einen Sohn um die Zeit, von der Gott zu ihm geredet hatte.[3] Und Abraham nannte seinen Sohn, der ihm geboren war, Isaak, den ihm Sara gebar. [4] Und Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak am achten Tage, wie ihm Gott geboten hatte. [5] Hundert Jahre war Abraham alt, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde. [6] Und Sara sprach: Gott hat mir ein Lachen zugerichtet; denn wer es hören wird, der wird über mich lachen. [7] Und sie sprach: Wer hätte wohl von Abraham gesagt, dass Sara Kinder stille! Und doch habe ich ihm einen Sohn geboren in seinem Alter. [8] Und das Kind wuchs heran und wurde entwöhnt. Und Abraham machte ein großes Mahl am Tage, da Isaak entwöhnt wurde. [9] Und Sara sah den Sohn Hagars, der Ägypterin, den sie Abraham geboren hatte, dass er lachte. [10] Da sprach sie zu Abraham: Vertreibe diese Magd mit ihrem Sohn; denn der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohn Isaak. [11] Das Wort missfiel Abraham sehr um seines Sohnes willen.[12] Aber Gott sprach zu ihm: Lass es dir nicht missfallen wegen des Knaben und der Magd. Alles, was Sara dir gesagt hat, dem gehorche; denn nach Isaak soll dein Geschlecht genannt werden. [13] Aber auch den Sohn der Magd will ich zu einem Volk machen, weil er dein Sohn ist. [14] Da stand Abraham früh am Morgen auf und nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser und legte es Hagar auf ihre Schulter, dazu den Knaben, und schickte sie fort. Da zog sie hin und irrte in der Wüste umher bei Beerscheba. [15] Als nun das Wasser in dem Schlauch ausgegangen war, warf sie den Knaben unter einen Strauch [16] und ging hin und setzte sich gegenüber von ferne, einen Bogenschuss weit; denn sie sprach: Ich kann nicht ansehen des Knaben Sterben. Und sie setzte sich gegenüber und erhob ihre Stimme und weinte. [17] Da erhörte Gott die Stimme des Knaben. Und der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel her und sprach zu ihr: Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht; denn Gott hat gehört die Stimme des Knaben dort, wo er liegt. [18] Steh auf, nimm den Knaben und führe ihn an deiner Hand; denn ich will ihn zum großen Volk machen. [19] Und Gott tat ihr die Augen auf, dass sie einen Wasserbrunnen sah. Da ging sie hin und füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken. [20] Und Gott war mit dem Knaben. Der wuchs heran und wohnte in der Wüste und wurde ein Bogenschütze. [21] Und er wohnte in der Wüste Paran und seine Mutter nahm ihm eine Frau aus Ägyptenland.[22] Zu der Zeit redete Abimelech zusammen mit Pichol, seinem Feldhauptmann, zu Abraham und sprach: Gott ist mit dir in allem, was du tust. [23] So schwöre mir nun bei Gott, dass du mir und meinen Söhnen und meinen Enkeln keine Untreue erweisen wollest, sondern die Barmherzigkeit, die ich an dir getan habe, an mir auch tust und an dem Lande, darin du ein Fremdling bist. [24] Da sprach Abraham: Ich schwöre. [25] Und Abraham stellte Abimelech zur Rede um des Wasserbrunnens willen, den Abimelechs Knechte mit Gewalt genommen hatten. [26] Da antwortete Abimelech: Ich habe es nicht gewusst, wer das getan hat; weder hast du mir’s angesagt noch hab ich’s gehört bis heute. [27] Da nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech, und die beiden schlossen einen Bund miteinander. [28] Und Abraham stellte sieben Lämmer beiseite. [29] Da sprach Abimelech zu Abraham: Was sollen die sieben Lämmer, die du beiseitegestellt hast? [30] Er antwortete: Sieben Lämmer sollst du von meiner Hand nehmen, damit sie für mich ein Zeugnis seien, dass ich diesen Brunnen gegraben habe. [31] Daher heißt die Stätte Beerscheba, weil sie beide miteinander da geschworen haben. [32] Und so schlossen sie den Bund zu Beerscheba. Da machten sich auf Abimelech und Pichol, sein Feldhauptmann, und zogen wieder in der Philister Land. [33] Abraham aber pflanzte einen Tamariskenbaum in Beerscheba und rief dort den Namen des Herrn, des ewigen Gottes, an. [34] Und er war ein Fremdling in der Philister Lande eine lange Zeit.Zur Bibelstelle). Menschliche Produkte (Bilder) können JHWH nicht abbilden und gottgleiche Autorität bekommen (Jes 40,18ff[18] Mit wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Abbild wollt ihr von ihm machen? [19] Der Meister gießt ein Bild und der Goldschmied vergoldet’s und macht silberne Ketten daran. [20] Wer aber zu arm ist für eine solche Gabe, der wählt ein Holz, das nicht fault, und sucht einen klugen Meister dazu, ein Bild zu fertigen, das nicht wackelt.Zur Bibelstelle); die Nachfolgebewegung Jesu ist eine gemeinschaftliche (ökumenische); die Zusage der Gotteskindschaft aller Menschen (Ps 82,6Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götterund allzumal Söhne des Höchsten;Zur Bibelstelle; Gal 4,6Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!Zur Bibelstelle) ist sozial, nicht biologisch (genauso wenig wie die Titel des Sohnes oder der Mutter „Gottes“ auf eine biologische Abstammung verweisen). Das „Bild“ vom Menschen enthält von Anfang an die erhoffte Menschheit und muss bis zum Ende offenbleiben (1Joh 3,2Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen: Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.Zur Bibelstelle). Wenn die vielgestaltige Familienpraxis heute auf das Menschliche zielt, ist von der Bibel her zu sagen: Genau wie der nicht sichtbare Gott der Verheißungen bleibt dieses immer „anders als wir“. Es muss bei aller zwischenmenschlichen Berührung dem Zu- und Übergriff entzogen und von Beherrschung frei bleiben.

    Theologisches Nachdenken über „Familie“ orientiert sich daher am menschlichen Maß. Demnach haben Lebensbedürfnisse gegenüber ökonomischen, politischen oder moralischen Ansprüchen Vorrang und Gewalt muss überwunden werden. Idealisierte Bilder einer „heiligen Familie“ und seien diese noch so gewollt „unheilig“, zeigen an, dass dieses menschliche Maß vielfach missachtet und ersehnt wird.

    Es ist daher sinnvoll, kein christliches Leitbild im Sinn einer Institution zu fixieren, sondern sich an diesem Maß zu orientieren. So hat die Evangelische Kirche 2013 eine lebensfreundliche Balance vorgeschlagen: Familiale Praxis spielt sich ab „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“. In ihr sollen Liebe und Gerechtigkeit realistisch verknüpft werden; verantwortlich gelebte Fürsorglichkeit soll ethisch und politisch angestrebt werden. In diesem Ansatz sind unterschiedlichste generationenübergreifende Beziehungsmuster denkbar und zudem Raum für Kind-zentrierte Perspektiven eröffnet.

    Wo das Leben in Beziehungen im Mittelpunkt steht, werden nicht fixe Ordnungen, sondern relative Metaphern und Erzählungen als theologisch angemessene Sprachformen verstanden.13Vgl. Link-Wieczorek, Ulrike/Ritschl, Dietrich, Art. Familie. II. Theologisch, in: Evangelisches Kirchenlexikon. Internationale Theologische Enzyklopädie 2 (31986), 1258–1260; Spory, Anke, Familie im Wandel. Kulturwissenschaftliche, soziologische und theologische Reflexionen, Münster/New York/München/Berlin 2013. Auch die kirchlich-theologische Lehre vom trinitarischen Gott hat seit der Antike eine starke Komponente in den liebenden Beziehungen der drei göttlichen Seinsweisen. Dieser Gedanke: „Gott offenbart sich in Beziehung“ ist im 20. Jh. neu belebt worden.14Vgl. K. Barth sowie feministische und ökologische Theologien. Wo dieser Grundton gehört wurde, konnten sich romantische und liberale Partnerschaftsideale und sorge-ethische Vorstellungen entwickeln.15Vgl. Ringeling, Hermann, Theologie und Sexualität. Das private Verhalten als Thema der Sozialethik, Gütersloh 1968; Ders., Art. Freie Lebensgemeinschaften in der Sicht evangelischer Sozialethik, in: ZEE 24/2 (1980), 143–148; Keil, Siegfried, Art. Familie und Politik – einst und jetzt, in: ZEE 51/4 (2007), 280–271; Ders., Was wir damals noch nicht schreiben durften/konnten – Die sexualethische Denkschrift von 1971 in der Rückschau eines Beteiligten, in: Evangelische Theologie 63/5 (2013), 353–364. Sie schlossen perspektivisch auch gleichgeschlechtliche Liebe und Verantwortungsgemeinschaften ein, was jedoch die Emanzipation von der herrschenden Männlichkeitsnorm voraussetzt.16Vgl. Connell, Raewyn W., Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten, Wiesbaden 32006; Kirchenamt der EKD (Hrsg.), Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gütersloh 32013; Plonz, Wirklichkeit.

    5. Ethische Perspektiven

    Familiale Praxis tätiger Sorge für sich und andere ist auf gerechte Arbeitsteilung, unterstützende sozialstaatliche Strukturen und Ressourcen sowie auf liebende Anerkennung zwischen Geschlechtern und Generationen angewiesen. Den Einsatz dafür können Christ:innen als zeitgenössische Variante der sozialrechtlich verankerten biblischen Nächstenliebe-Tradition verstehen. In der pluralen Öffentlichkeit geht es um politische Aushandlung und Übereinkommen in nicht-religiöser Sprache.17Vgl. Care.Macht.Mehr., Von der Care Krise zur Care-Gerechtigkeit, 19.10.2013 (Website, https://care-macht-mehr.com/manifest-2013/), abgerufen am 13.01.2025. Um das verletzliche Leben zu schützen, ist die menschenrechtliche Verankerung familienbezogenen gesellschaftlichen Handelns wichtig. Es geht nicht nur um den Schutz von Ehe und Familie nach Art. 6 des GG, sondern auch um Gleichberechtigung nach Art. 3, um die Verwirklichung der UN-Kinderrechtskonvention, um Arbeits- und Sozialrechte (bis zur weltweit organisierten Arbeit im Privathaushalt), sexuelle Selbstbestimmung, Schutz für Gewaltopfer in der Partnerschaft, das Recht und die Pflicht zur Sorge für kranke, alte und eingeschränkte Menschen, um extrem Verwundbare wie Kinder und Jugendliche auf der Flucht, um öffentliche Debatten und zivilgesellschaftliche Bewegungen, die „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“18Der Ausdruck wurde vom „Institut für interdisziplinäre Gewalt- und Konfliktforschung“ an der Uni Bielefeld unter Leitung des Soziologen Wilhelm Heitmeyer geprägt und später auch in der Erforschung rechtsextremistischer Trends in den Kirchen aufgegriffen. eine Absage erteilen.

    Weiterführende Infos WiReLex

    Eine vertiefte Auseinandersetzung mit Familie als Ort religiöser Erziehung und Sozialisation finden sich hier: Blasberg-Kuhnke, Martina, Art. Familie, in: WiReLex (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/100100/), abgerufen am 20.02.2025.

    Einzelnachweise

    • 1
      Vgl. Kirchenamt der EKD (Hrsg.), Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gütersloh 32013; EKD/Diakonie, Mit Familien für Familien. Zehn Orientierungslinien der Evangelischen Kirche und Diakonie, 2023 (Website, https://www.ekd.de/mit-familien-fuer-familien-77203.htm), abgerufen am 13.01.2025.
    • 2
      Nave-Herz, Rosemarie, Ehe- und Familiensoziologie. Eine Einführung in Geschichte, theoretische Ansätze und empirische Befunde, Weinheim 22006, 29-32.
    • 3
      Vgl. Bertram, Hans/Ehlert, Nancy (Hrsg.), Familie, Bindungen und Fürsorge. Familiärer Wandel in einer vielfältigen Moderne. Freiberger Studie zum familiären Wandel im Weltvergleich, Opladen/Farmington Hills 2011.
    • 4
      Vgl. Jurczyk, Karin, Care in der Krise? Neue Fragen zu familialer Arbeit, in: Apitzsch, Ursula/Schmidbaur, Marianne (Hrsg.), Care und Migration. Die Ent-Sorgung menschlicher Reproduktionsarbeit entlang von Geschlechter- und Armutsgrenzen, Opladen, Farmington Hills (MI) 2010, 59–76.
    • 5
      Plonz, Sabine, Wirklichkeit der Familie und protestantischer Diskurs. Ethik im Kontext von Re-Produktionsverhältnissen, Geschlechterkultur und Moralregime (Ethik und Gesellschaft 5), Baden-Baden 2018, 178.
    • 6
      evangelische arbeitsgemeinschaft familie (Bund), Politisch, Wissenschaftlich, Praxisnah, 2015 (PDF-Doument,  https://www.eaf-bund.de/sites/default/files/2015-10/230504_eaf_Flyer_WEB.pdf), abgerufen am 22.01.2025.
    • 7
      Vgl. Hunt, Mary E., Fierce Tenderness. A Feminist Theology of Friendship, New York 1994.
    • 8
      Vgl. Mitterauer, Michael, Der Mythos von der vorindustriellen Großfamilie, in: Mitterauer, Michael/Sieder, Reinhard (Hrsg.), Vom Patriarchat zur Partnerschaft. Zum Strukturwandel der Familie, München 1977, 46–71.
    • 9
      Vgl. Frie, Ewald, Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland, München 2023.
    • 10
      Vgl. Schüssler Fiorenza, Elisabeth, Brot statt Steine. Die Herausforderung einer feministischen Interpretation der Bibel, Freiburg/Schweiz 1988.
    • 11
      Vgl. Plonz, Wirklichkeit; Jäger, Sarah, Bundesdeutscher Protestantismus und Geschlechterdiskurse 1949–1971. Eine Revolution auf leisen Sohlen, Tübingen 2019.
    • 12
      Vgl. die Erläuterungen der Übersetzungsoptionen in der BIGS.
    • 13
      Vgl. Link-Wieczorek, Ulrike/Ritschl, Dietrich, Art. Familie. II. Theologisch, in: Evangelisches Kirchenlexikon. Internationale Theologische Enzyklopädie 2 (31986), 1258–1260; Spory, Anke, Familie im Wandel. Kulturwissenschaftliche, soziologische und theologische Reflexionen, Münster/New York/München/Berlin 2013.
    • 14
      Vgl. K. Barth sowie feministische und ökologische Theologien.
    • 15
      Vgl. Ringeling, Hermann, Theologie und Sexualität. Das private Verhalten als Thema der Sozialethik, Gütersloh 1968; Ders., Art. Freie Lebensgemeinschaften in der Sicht evangelischer Sozialethik, in: ZEE 24/2 (1980), 143–148; Keil, Siegfried, Art. Familie und Politik – einst und jetzt, in: ZEE 51/4 (2007), 280–271; Ders., Was wir damals noch nicht schreiben durften/konnten – Die sexualethische Denkschrift von 1971 in der Rückschau eines Beteiligten, in: Evangelische Theologie 63/5 (2013), 353–364.
    • 16
      Vgl. Connell, Raewyn W., Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten, Wiesbaden 32006; Kirchenamt der EKD (Hrsg.), Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gütersloh 32013; Plonz, Wirklichkeit.
    • 17
      Vgl. Care.Macht.Mehr., Von der Care Krise zur Care-Gerechtigkeit, 19.10.2013 (Website, https://care-macht-mehr.com/manifest-2013/), abgerufen am 13.01.2025.
    • 18
      Der Ausdruck wurde vom „Institut für interdisziplinäre Gewalt- und Konfliktforschung“ an der Uni Bielefeld unter Leitung des Soziologen Wilhelm Heitmeyer geprägt und später auch in der Erforschung rechtsextremistischer Trends in den Kirchen aufgegriffen.

    Zitierweise

    Plonz, Sabine: „Familie“, Version 1.0, in: Onlinelexikon Systematische Theologie, 1. Mai 2025. DOI: https://doi.org/10.15496/publikation-105559

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