Ökumene (orthodox)

Der ökumenische Dialog hat eine komplexe und vielschichtige Entwicklung durchlaufen, geprägt von historischen, sozialen und politischen Ereignissen und Entwicklungen sowie theologischen Debatten und institutionellen Bemühungen. Umfang und Zielsetzung des ökumenischen Dialogs sind vielschichtig und betreffen sowohl theologische, spirituelle als auch praktische und ethische Aspekte. Der Artikel konzentriert sich auf eine orthodoxe Perspektive auf den ökumenischen Dialog.

Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitende Überlegungen

    Die Orthodoxe Kirche versteht sich als die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche (so das Nicäno-Konstantinopolitanum), deren Einheit in dem auferstandenen Leib Jesu Christi gegründet ist. Diese Einheit spiegelt sich in der Gemeinschaft der Heiligen Dreifaltigkeit, die das Fundament und das lebendige Abbild des kirchlichen Lebens darstellt. Die Kirche ist eine göttlich-menschliche Wirklichkeit, in der Christus als ihr Haupt gegenwärtig ist und das Heil durch die Synergie (Zusammenarbeit) zwischen Mensch und Gott in den Sakramenten der Kirche wirkt. Die Kirche ist nicht nur Vermittlerin der Sakramente, sondern das Sakrament schlechthin, durch das die Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen konkret sichtbar, die Welt verwandelt wird und in die göttliche Wirklichkeit eintritt. Die Einheit der Kirche ist daher keine bloße Organisationsform, sondern eine gelebte spirituelle und sakramentale Wirklichkeit.

    Das primäre Ziel ökumenischer Bemühungen aus orthodoxer Sicht ist die Wiederherstellung der vollen kirchlichen Gemeinschaft mit denen, die sich von der orthodoxen Kirche im Laufe der Geschichte getrennt haben, und ihr heute nah- oder fernstehen. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Suche nach Wegen und Mitteln zur Wiederherstellung der Einheit in Christus seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts, indem sie erste ökumenische Impulse setzte, seit Beginn an der ökumenischen Bewegung teilnimmt und zu ihrer Gestaltung und Weiterentwicklung beiträgt.1In den panorthodoxen vor-synodalen Konferenzen wurde die ökumenische Verantwortung immer wieder betont. Diese Haltung fand ihren offiziellen Ausdruck im Dokument „Die Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt“, das vom Konzil von Kreta 2016 verabschiedet wurde. Die Orthodoxe Kirche bekräftigte darin ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen christlichen Traditionen, um auf der Grundlage der Wahrheit des Evangeliums zur Einheit der Christ*innen beizutragen. Siehe: Relations of the Orthodox Church with the Rest of the Christian World Draft Document of the Pan-Orthodox Council, Adopted by the 5th Pan-Orthodox Pre-Council Conference in Chambesy 10–17 October 2015, in: The Ecumenical Review 68/2­­­­­­–3 (2016), 305–311, 305. Auch: Holy and Great Council, Relations of the Orthodox Church with the Rest of the Christian World (https://www.holycouncil.org/rest-of-christian-world), abgerufen am 07.07.2025. Siehe auch die Dritte vor-synodale pan-orthodoxe Konferenz (1986): Gennadios, Limouris (Hrsg.), Orthodox Visions of Ecumenism. Statements, Messages and Reports on the Ecumenical Movement 1902–1992, Genf 1994, 112–115. Obwohl das Ziel der vollen sichtbaren Einheit noch weit entfernt ist, haben die bisherigen bilateralen und multilateralen ökumenischen Dialoge zu einer signifikanten Annäherung und einem tieferen Verständnis der theologischen Unterschiede geführt. Neben den theologischen Aspekten verfolgt der ökumenische Dialog auch spirituelle Ziele, indem er die gegenseitige Bereicherung durch das geistliche Leben und die liturgischen Traditionen der verschiedenen Kirchen fördert.

    Weiterführende Infos Konfessionskunde

    Vgl. dazu Heller, Dagmar, Art. Orthodoxe (Überblick), in: Konfessionskunde (https://konfessionskunde.de/kirchen/begriff/orthodoxe-ueberblick/), abgerufen am 07.07.2025.

    Praktische Ziele beinhalten die Zusammenarbeit in sozialen und humanitären Bereichen, um die christliche Präsenz und das Zeugnis in der Welt zu stärken. Gemeinsame Projekte in den Bereichen Umwelt, Bildung, Bioethik, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit und Frieden unterstreichen das orthodoxe Engagement für das Wohl der Menschheit und für die Einheit mit der ganzen Schöpfung. Durch den Dialog können Kirchen ethische Leitlinien entwickeln, die auf gemeinsamen christlichen Werten basieren.

    In vielen Regionen der Welt, insbesondere dort, wo Christ*innen eine Minderheit darstellen, trägt die ökumenische Verständigung zur Förderung des Friedens und der Stabilität sowie der Stärkung des christlichen Zeugnisses bei. In Migrationskontexten, wo die orthodoxen Christ*innen eine Minderheit bilden, lassen sich durch den Austausch und die Zusammenarbeit Missverständnisse abbauen, sodass ein Klima des gegenseitigen Respekts und der Kooperation geschaffen wird. Die orthodoxe Diaspora setzt neue Impulse für das ökumenische Engagement in den Ursprungsländern, indem sie den interkonfessionellen Austausch und die Zusammenarbeit in mehr pluralistischen Gesellschaften näher und intensiver erlebt und fördert.

    2. Historische Entwicklungslinien

    2.1. Erste konkrete Schritte für den Dialog mit anderen Kirchen

    Die Beziehung der Orthodoxen Kirche zu anderen Kirchen reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als sie die einzige Kirche war, die zur Zusammenarbeit aufrief, noch bevor die moderne ökumenische Bewegung begann. Bereits 1902 wandte sich der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Joachim III. oes-gnd-iconwaiting..., mit einem Schreiben an die autokephalen orthodoxen Kirchen, um Wege zur Einheit der gespaltenen Christ*innen zu finden. In dieser Enzyklika äußerte er deutlich den Wunsch nach Zusammenarbeit mit anderen Kirchen und betonte, dass die Orthodoxe Kirche aufrichtig nach Einheit mit allen sucht, die an Christus glauben, und beständig dafür betet.2Vgl. Patriarchal and Synodical Encyclical of 1902, in: Limouris, Gennadios (Hrsg.), Orthodox Visions of Ecumenism. Statements, Messages and Reports on the Ecumenical Movement 1902–1992, Genf 1994, 3. 

    Ein weiteres bedeutendes Dokument der orthodoxen Kirche im ökumenischen Engagement ist der offene Brief des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Meletios IV. oes-gnd-iconwaiting..., aus dem Jahr 1920. Unter dem Titel „An die Kirchen Christi überall“3Vgl. Unto all the Churches of Christ Wheresoever They Be, in: [Ἐν Κωνσταντινουπόλει]: Ἐκ τοῦ Πατριαρχικοῦ Τυπογραφείου (Hrsg.), Ἐγκύκλιος Συνοδικὴ τῆς Ἐκκλησίας Κωνσταντινουπόλεως πρὸς τὰς ἁ πανταχοῦ Ἐκκλησίας τοῦ Χριστοῦ. Encyclique de l’Église de Constantinople a toutes les Églises du monde, Konstantinopel 1920; Bell, G. K. A., Documents on Christian Unity 1920–1930, London 1955, 17–21; G. Patelos, Constantin (Hrsg.), The Orthodox Church in the Ecumenical Movement. Documents and Statements 1902–1975, Genf 1978, 40–43; Limouris, Gennadios (Hrsg.), Orthodox Visions of Ecumenism. Statements, Messages and Reports on the Ecumenical Movement 1902–1992, Genf 1994, 9–11. rief er die christlichen Kirchen weltweit zur Zusammenarbeit und Annäherung auf. Der Brief forderte die Gründung einer „Liga der Kirchen“, vergleichbar mit dem kurz zuvor entstandenen Völkerbund, um Einheit und Zusammenarbeit unter den Christ*innen zu fördern. Diese Enzyklika gilt als „ökumenischer Meilenstein“, der die moderne ökumenische Bewegung einleitete und wesentlich zur Entstehung des Weltkirchenrates (WCC) 1948 beitrug.4Vgl. Tsompanides, Stylianos C., Orthodox Participation in the Ecumenical Movement. A Detailed Historical Survey, in: Kalaitzidis, Pantelis et al. (Hrsg.), Orthodox Handbook on Ecumenism. Resources for Theological Education, Oxford 2014, 104–115, 105; FitzGerald, Thomas, How to Understand Christian Unity (Ecumenism) in Relation to Orthodox Identity? A First Theological Approach, in: Kalaitzidis, Pantelis et al. (Hrsg.), Orthodox Handbook on Ecumenism, Oxford 2014, 9–12, 11.

    2.2. Teilnahme an der multilateralen und bilateralen Ökumene

    Die Orthodoxe Kirche beteiligt sich aus theologischen und pastoralen Gründen aktiv an ökumenischen Dialogen auf bilateraler und multilateraler Ebene. Ihr Ziel ist es, die Fülle der Wahrheit in Christus zu bezeugen und ihren geistlichen Reichtum mit anderen christlichen Traditionen zu teilen, um den Weg zur Einheit zu ebnen.5Vgl. Holy and Great Council, Relations, § 6.

    Die Panorthodoxen Konferenzen, die 1961 unter der Leitung des Ökumenischen Patriarchats begannen, spielten eine zentrale Rolle in der Entwicklung theologischer Dialoge zwischen den orthodoxen Kirchen und anderen christlichen Traditionen. Ursprünglich zur Vorbereitung einer panorthodoxen Synode gedacht, entwickelten sie sich zu einem Forum für interorthodoxe Beziehungen. Die erste Konferenz in Rhodos (1961) legte den Fokus auf die Annäherung an andere Kirchen, insbesondere die Orientalisch-Orthodoxen Kirchen, die Römisch-Katholische Kirche, die Kirchen der Reformation sowie die Alt-Katholiken und die Anglikanische Gemeinschaft.

    Parallel dazu wurde der theologische Austausch auf regionaler und nationaler Ebene intensiviert, da sich dort oft konkretere Fortschritte erzielen ließen als auf globaler Ebene.

    2.3. Teilnahme am Ökumenischen Rat der Kirchen

    Seit seiner Gründung und insbesondere seit 1962, als die Mehrheit der orthodoxen Kirchen dem ÖRK beitrat, leisteten sie ein besonderes Zeugnis für die christliche Einheit. Der ÖRK wurde zu einem zentralen Forum für den theologischen Dialog, das orthodoxe Kirchen aus ihrer Isolation herausführte. Er setzte sich für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte ein, insbesondere dort, wo orthodoxe Kirchen politisch unter Druck standen.

    Allerdings erschwerten die Strukturen des ÖRK die orthodoxe Mitwirkung. Orthodoxe Theolog*innen sahen darin eine „ekklesiologische Herausforderung“6Vgl. Florovsky, Georges, The Doctrine of the Church and the Ecumenical Problem, in: The Ecumenical Review 2 (1950), 152–161. und kritisierten den protestantischen Denominationalismus, der nicht ihrem Verständnis von kirchlicher Einheit entsprach. Die Orthodoxie lehnt eine „Gleichwertigkeit der Konfessionen“ ab und sieht die Wiederherstellung der Einheit nicht einfach als eine interdenominationelle Anpassung,7Vgl. Orthodox Contribution to New Delhi Assembly, 01.12.1999 (https://www.oikoumene.org/resources/documents/orthodox-contribution-to-new-delhi-assembly), abgerufen am 07.07.2025. sondern als Wiederherstellung der gebrochenen Einheit der Kirche.8Vgl. Orthodox Contribution. Die Orthodoxe Kirche erkenne „die historischen Bezeichnungen anderer nicht-orthodoxer christlicher Kirchen und Konfessionen an, die nicht mit ihr in Gemeinschaft stehen, und ist der Ansicht, dass ihre Beziehungen zu ihnen auf der schnellstmöglichen und objektiven Klärung der gesamten ekklesiologischen Frage basieren sollten, insbesondere in Bezug auf ihre allgemeinen Lehren über die Sakramente, die Gnade, das Priestertum und die apostolische Sukzession.“9Holy and Great Council, Relations, § 6 (übersetzt durch den Autor).

    Ein überarbeiteter CUV-Entwurf von 1997 führte zur Kategorisierung orthodoxer Herausforderungen: (1) theologische Kritik an oberflächlichen Dialogen, der Relativierung des Glaubens, der Vernachlässigung von Schrift und Tradition, der „inklusiven“ Gottesbezeichnungen, der Sexualmoral und der neuen theologischen Strömungen; (2) kulturelle Herausforderungen: orthodoxe Kirchen nehmen wahr, dass ihre Theologie im ÖRK oft als „östlich“ und für den Westen irrelevant betrachtet wird. Sie lehnen es ab, dass säkulare Werte als allgemeinverbindlich für alle Kirchen gelten sollen, und bestehen darauf, dass Ethik nicht prinzipien-, sondern personenorientiert ist; (3) prozedurale Herausforderungen: orthodoxe Vertreter fühlten sich als Minderheit in den Entscheidungsorganen des ÖRK und sahen ihre Anliegen oft übergangen. Sie forderten eine bessere Konsultation bei politischen Stellungnahmen, eine gerechtere Verteilung der Ressourcen und eine stärkere orthodoxe Repräsentation im ÖRK-Personal.10Vgl. „Common Understanding and Vision of the WCC“: Preliminary Observations on the Reflection Process. Final Document of the Consultation, in: Lemopoulos, George (Hrsg.), The Ecumenical Movement, the Churches, and the World Council of Churches. An Orthodox Contribution to the Reflection Process on „The Common Understanding and Vision of the WCC“, Genf 1996, 14–16.

    Obwohl orthodoxe Kirchen im ÖRK eine Minderheit bildeten, repräsentierten sie fast die Hälfte der im ÖRK vertretenen Christ*innen. Sie kritisierten, dass Entscheidungsprozesse auf einem Mehrheitsprinzip beruhten, anstatt konsensorientierte Modelle zu berücksichtigen. Orthodoxen Kirchen forderten, dass eine „Gemeinschaft von Kirchen“ eigene Mechanismen entwickeln müsse, die die theologischen, ekklesiologischen und spirituellen Traditionen der beteiligten Kirchen berücksichtigen.

    Aufgrund dieser Bedenken wurde 1998 eine Sonderkommission für orthodoxe Teilnahme im ÖRK eingerichtet. Diese Kommission hatte den Auftrag, Fragen im Zusammenhang mit der orthodoxen Beteiligung zu untersuchen, zu analysieren und notwendige Änderungen in der Struktur, dem Stil und dem Ethos des Rates vorzuschlagen. Um die Diskussion offener Fragen fortzusetzen, empfahl der Zentralausschuss des ÖRK 2003, dass die Sonderkommission als „Ständiger Ausschuss für Konsens und Zusammenarbeit“ (Permanent Committee on Consensus and Collaboration, PCCC) weitergeführt werden sollte. Dieser berät die Leitungsgremien des ÖRK, behandelt Fragen von gemeinsamem Interesse, überwacht Konsensfindungsprozesse und widmet den Diskussionen zur Ekklesiologie besondere Aufmerksamkeit.

    Es ist hervorzuheben, dass die Einführung der Konsensusmethode in Entscheidungsprozessen wesentlich durch orthodoxe Impulse geprägt wurde. Die Orthodoxen entwickelten dieses Modell erstmals bei der ersten panorthodoxen Konferenz in Rhodos (1961) und lösten sich damit von einem diachronisch überlieferten Prinzip der antiken synodalen Praxis, nämlich dem Entscheidungsmodell des „Gedankens der Mehrheit“, das über Jahrhunderte hinweg als vorherrschend und akzeptabel galt.11Vgl. Meimaris, Theodor A., The Holy and Great Council of the Orthodox Church and the Ecumenical Movement, Thessaloniki 2013, 44. Viele nicht-orthodoxe Kirchen haben mittlerweile dieses Entscheidungsfindungsmodell übernommen.

    2.4. Bilaterale Dialoge

    Das Dokument „Die Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt“ der Synode auf Kreta (2016) beschreibt die Methoden der ökumenischen bilateralen Dialoge (§ 6–15).12Vgl. Morariu, Alexandru/Ioniță, Viorel, Bilateral Dialogues of the Orthodox Churches with Other Christian Churches. Lending Impetus to the Orthodox Theological Thought, in: Orthodox Theology in the 20th Century and Early 21st Century. A Romanian Orthodox Perspective, koordiniert von Viorel Ioniță, Bukarest 2013, 109–132. Bilaterale Dialoge werden panorthodox beschlossen und berücksichtigen spezifische theologische Gegebenheiten, während multilaterale Dialoge breitere Verständigung anstreben. Bei einem Rückzug einer orthodoxen Kirche aus einem Dialog erfolgt eine interorthodoxe Beratung, um eine vollständige orthodoxe Repräsentation wiederherzustellen. Regelmäßige Bewertungen analysieren Fortschritte und Herausforderungen. Koordination interorthodoxer Kommissionen soll die Einheit der Orthodoxie in ökumenischen Gesprächen stärken. Das Ziel bleibt die Wiederherstellung kirchlicher Einheit im wahren Glauben und in der Liebe. Bei Abschluss eines Dialogs legt die Interorthodoxe Kommission ihren Bericht dem Ökumenischen Patriarchen vor, der in Absprache mit den Oberhäuptern der lokalen orthodoxen Kirchen die offizielle Beendigung des Dialogs verkündet. Die Orthodoxe Kirche betrachtet den ökumenischen Dialog nicht als rein menschliches Unterfangen, sondern als einen geistlich geführten Prozess unter der Leitung des Heiligen Geistes, geprägt von theologischer Strenge, interorthodoxer Abstimmung und einem klaren Bekenntnis zur Wahrheit Christi.

    3. Orthodoxe theologische Beiträge zu ökumenischen Diskussionen

    3.1. Einheit

    Die kirchliche Einheit ist nicht nur ein theologisches Ideal, sondern die zentrale Grundlage einer authentischen Ekklesiologie und eines tragfähigen ökumenischen Denkens. Gemäß orthodoxem Verständnis wird diese Einheit nicht konstruiert oder verhandelt, sondern sie ist eine gelebte Wirklichkeit, die in der Rückkehr zur ursprünglichen, von Christus gestifteten Einheit besteht.13Vgl. Bria, Ion, Living in the One Tradition. An Orthodox Contribution to the Question of Unity, in: The Ecumenical Review 26/2 (1975), 224–233, 231. Diese Einheit ist sowohl Ursprung als auch Ziel der Schöpfung in Christus und gründet in der untrennbaren Gemeinschaft der Heiligen Dreifaltigkeit. Sie ist kein menschliches Werk, sondern eine göttliche Gabe, die wir nicht erschaffen, sondern wiederentdecken – in ihrer universalen Dimension und in ihren unveränderlichen historischen Formen, die das Leben der Kirche prägen und die gesamte Welt in sich aufnehmen.

    Die Orthodoxie versteht sich selbst als Dienerin dieser Einheit.14Für eine umfassende Studie über das Verständnis der Einheit in der Orthodoxen Kirche, wie es in den ökumenischen Dialogen dargestellt wurde, siehe: Ioniță, Viorel, The Vision of Unity in the Multilateral Dialogues and in the Bilateral Dialogues of the Orthodox Churches with Other Churches, in: Studii Teologice 3 (2008), 7–58. Sie betont, dass die Einheit der Kirche nicht verloren gegangen ist, sondern in ihr fortbesteht. In der Annäherung zu ekklesiologischen Einheit, haben orthodoxe Theolog*innen verschiedene Modelle entwickelt:

    1. Die „Ekklesiologie der Sobornost“15Sobornost ist ein slawisches Wort, das das „gemeinschaftliche Bewusstsein“ beschreibt. Es bezeichnet das Prinzip der spirituellen Einheit, das durch Koinonia – die Kraft der Gemeinschaft – Trennungen überwindet und Harmonie sowie Vielfalt im gemeinsamen Glauben fördert. Wie es heißt: „Sobornost is the community conscience which interrelates unity, catholicity and conciliarity. It is the ‚principle‘ of spiritual unity and the understanding of the power of koinonia to transcend all that divides, alienates and segregates, to sustain harmony and diversity in common faith and life, to combine Christian freedom with church authority, structure with movement.“ (Sabev, Todor, The Orthodox Churches in the World Council of Churches. Towards the Future, Genf 1996, 61). betont die synodale und gemeinschaftliche Natur der Kirche als Leib Christi, in der jede*r Gläubige an der Gnade des Heiligen Geistes teilhat.16Vgl. Bulgakov, Sergius, The Orthodox Church, London 1935, 45; Florovsky, Georges, The Catholicity of the Church, Belmont 1975, 27.
    2. Die „eucharistische Ekklesiologie“ sieht die Kirche primär in ihrer eucharistischen Gemeinschaft mit dem lokalen Bischof und der gesamten kirchlichen Versammlung verwirklicht, wodurch jede lokale Gemeinde die Fülle der Kirche repräsentiert.17Vgl. Afanasiev, Nicholas, The Church of the Holy Spirit, Notre Dame 2007, 123–127; Ders., The Church Which Presides in Love, in: Meyendorff, John (Hrsg.), The Primacy of Peter. Essays in Ecclesiology and the Early Church, Crestwood 1992, 91–144; Zizioulas, John D., Eucharist, Bishop, Church. The Unity of the Church in the Divine Eucharist and the Bishop During the First Three Centuries, übersetzt von Elizabeth Theokritoff, Brookline 2001.
    3. Die „Ekklesiologie des offenen Sobornosts“ beschreibt die Kirche als dynamische Gemeinschaft, die ihre katholische Fülle bewahrt und zugleich aktiv die Liebe und Wahrheit Christi in die Welt trägt.18Vgl. Stăniloae, Dumitru, Sobornicitate deschisă, in: Ortodoxia 23 (1971), 165–180.
    4. Die „pneumatologische Ekklesiologie“ hebt die Rolle des Heiligen Geistes als Bindeglied zwischen Christus und der Kirche sowie die prophetische Dimension der kirchlichen Gemeinschaft hervor. Die Kirche ist nicht nur eine Organisation, sondern ein geistgewirkter Leib, der sich ständig erneuert und vergegenwärtigt.19Vgl. Nissiotis, Nikos, The Holy Spirit and the Church, Genf 1968, 56–72.
    5. Die „eschatologische Ekklesiologie” beschreibt die Kirche als eine sich in der Geschichte entfaltende Wirklichkeit, deren Vollendung erst im Reich Gottes erreicht wird.20Vgl. Florovsky, George, Bible, Church, Tradition. An Eastern Orthodox View, Belmont 1972, 45–49. Die Liturgie ist ein eschatologisches Ereignis, in dem die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kirche zusammenkommen.21Vgl. Schmemann, Alexander, The Eucharist. Sacrament of the Kingdom, Crestwood 1988.
    6. Ergänzend dazu hebt die „mystagogische Ekklesiologie” den geistlichen Erfahrungsaspekt des kirchlichen Lebens hervor. Einheit wird hier nicht nur durch theologische Verständigung oder kanonische Strukturen erreicht, sondern durch die tatsächliche sakramentale und liturgische Erfahrung der Kirche.22Vgl. Lossky, Vladimir, The Mystical Theology of the Eastern Church, Crestwood 1957, 110–115.

    Diese Modelle zeigen, dass die orthodoxe Ekklesiologie die Kirche nicht nur institutionell begreift, sondern als geistlich lebendige, trinitarisch-zentrierte Gemeinschaft, in der Eucharistie, Tradition, Pneumatologie, Eschatologie und Mystagogie zusammenwirken. Dabei bleibt die Spannung zwischen lokaler Kirche und universaler Einheit zentral.23Vgl. Zizioulas, John D., Being as Communion. Studies in Personhood and the Church, Crestwood 1997, 110–122.

    3.2. Koinonia

    Eines der zentralen Konzepte, das in der orthodoxen Theologie eine Schlüsselrolle spielt und die ökumenische Theologie prägt, ist Koinonia (Gemeinschaft).24Vgl. Munteanu, Daniel, Theologie der Koinonia. Ökumenische Einführung in die Orthodoxe Theologie und Spiritualität, Leipzig 2013. Die Orthodoxie versteht Koinonia nicht nur als strukturelle Einheit, sondern als eine vom Heiligen Geist getragene Wirklichkeit, die in der Trinität ihr tiefstes Vorbild findet. Die Heilige Dreieinigkeit zeigt, dass Einheit nicht Uniformität bedeutet, sondern eine harmonische Beziehung zwischen unterschiedlichen Personen, die in gegenseitiger Liebe und Gemeinschaft (Koinonia) verbunden sind. Diese Sichtweise leistet einen wertvollen Beitrag zur ökumenischen Diskussion über die kirchliche Einheit, indem sie betont, dass Einheit eine ontologische und sakramentale Dimension besitzt.25Vgl. Zizioulas, Communion.

    3.3. Konziliarität

    Die Orthodoxie betont, dass wahre kirchliche Einheit nicht durch bloße administrative Strukturen erreicht wird, sondern nur durch das harmonische Zusammenspiel von Bischofsautorität, Synode und der gesamten kirchlichen Gemeinschaft erreicht werden kann, die sowohl lokale als auch universale Dimensionen berücksichtigt.26Vgl. Joint International Commission for Theological Dialogue Between the Roman Catholic Church and the Orthodox Church. Ecclesiological and Canonical Consequences of the Sacramental Nature of the Church – Ecclesial Communion, Conciliarity and Authority [Ravenna-Dokument], 13.10.2007 (https://www.christianunity.va/content/unitacristiani/en/dialoghi/sezione-orientale/chiese-ortodosse-di-tradizione-bizantina/commissione-mista-internazionale-per-il-dialogo-teologico-tra-la/documenti-di-dialogo/testo-in-inglese.html), abgerufen am 07.07.2025. Dieses Modell unterscheidet sich sowohl von stark zentralisierten als auch von rein föderalistischen Strukturen und wurde in ökumenischen Dialogen als ein authentisches Prinzip kirchlicher Einheit anerkannt.27Vgl. Afanasiev, The Church Which Presides in Love.

    3.4. Katholizität und Lokalität

    Die Orthodoxie hat das Konzept der Katholizität der Kirche geprägt, das über die bloße Universalität hinausgeht und die Fülle des Glaubens in jeder einzelnen lokalen Kirche umfasst.28Vgl. Vischer, Lukas, Die lokale Kirche – Ort der Gegenwart Christi in der Kraft des Heiligen Geistes. Der Beitrag der orthodoxen Kirche und Theologie zur ökumenischen Diskussion über ein zentrales Thema der Ekklesiologie, in: Église locale et Église universelle. TOPIKE KAI KATA TEN OIKOUMENEN EKKLESIA. Édition du Centre Orthodoxe du Patriarcat Œcuménique, Chambésy-Geneva 1981, 297–307. In ihrem Selbstverständnis ist die Orthodoxie eine konziliare Koinonia, eine universelle, organische Einheit von lokalen eucharistischen Gemeinschaften, die nicht durch eine zentrale Autorität, sondern durch die gemeinsame Bewahrung der apostolischen Tradition und die Teilhabe am einen Leib Christi verbunden sind. Die Katholizität der Kirche hat sowohl eine ontologische als auch eine pneumatologische Dimension, da sie sich durch die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Gemeinschaft der Gläubigen manifestiert.

    3.5. Vergöttlichung (Theosis)

    Die Theosis ist ein zentrales Konzept der orthodoxen Theologie und Spiritualität und beschreibt die Teilhabe des Menschen an Gottes Energien durch Christus, ohne die menschliche Natur aufzulösen. Dieses Konzept kann im ökumenischen Dialog als Brücke dienen, insbesondere gegenüber westlichen Theologien, die oft eine stärker dualistische Trennung zwischen Gott und Mensch betonen. Theosis ist nicht nur das höchste Ziel des menschlichen Lebens, sondern auch der Schlüssel zum Verständnis der kirchlichen Einheit: Einheit ist nicht das Resultat menschlicher Verhandlungen, sondern die Wiederherstellung der ursprünglichen Gemeinschaft mit Gott, die zugleich die Versöhnung der gesamten Menschheit in Christus impliziert.29Vgl. Clément, Olivier, Questions sur l’homme, Paris 1972, 56.

    3.6. Moralische Urteilsbildung

    Die moralische Urteilsbildung ist untrennbar mit der Heiligen Schrift, der kirchlichen Tradition, der Theologie und der liturgischen Erfahrung verbunden.30Vgl. Engelhardt jr., H. Tristam, An Orthodox Approach to Bioethics, in: Walker, Andrew/Carras, Costa (Hrsg.), Living Orthodoxy in the Modern World, Crestwood 1996, 108: „The ethics of the Orthodox is liturgical rather than discursive. It is an ethics founded in the transfiguring, liturgical worship of a God who transcends human categories, but who reveals himself in worship. In this transfiguring worship, the individual finds moral identity and the community finds its integrity.” Die Erfahrung der Eucharistie wird als Quelle moralischer Urteilsbildung betrachtet.31Vgl. Metropolitan, Vasilios/Mantasasvili, Kristina, Approaching Moral Questions from the Conscience of the Church, in: Shmaliy, Vladimir/Wijlens, Myriam (Hrsg.), Churches and Moral Discernment 1, Genf 2021, 1–8. Die moralische Entscheidungsfindung erfolgt im konziliaren Prozess, in dem Gebet, Tradition, spirituelle Erfahrung, geistliche Begleitung und asketische Praxis zusammenwirken. Moralische Entscheidungen dürfen nicht allein auf sozialen Entwicklungen oder rationalen Erwägungen basieren, sondern müssen in der Schöpfungstheologie und Heiligkeit des Lebens verwurzelt sein.

    4. Aktuelle Herausforderungen

    Ein zentrales Problem in der ökumenischen Bewegung ist die Schwierigkeit, orthodoxe Theologie und Spiritualität in einer für westliche Theolog*innen nachvollziehbaren Weise zu vermitteln.32Vgl. Brüning, Alfons, Übersetzungsprobleme. „Apophatische Anthropologie“ und politisch-soziale Konzepte von Menschenwürde in der Orthodoxie, in: Munteanu, Daniel/Selaru, Sorin (Hrsg.), Holding Fast to the Mystery of the Faith. Festschrift for Patriarch Daniel of the Romanian Orthodox Church, Brill/Schöningh 2022, 153–172. Dies erfordert eine ausgewogene Herangehensweise: Einerseits muss die Treue zur Tradition gewahrt bleiben, andererseits ist es notwendig, die orthodoxe Sichtweise in einer Weise zu artikulieren, die den ökumenischen Dialog bereichert. Zentral bleibt dabei die Spannung zwischen der tiefen Verwurzelung in der mystischen und liturgischen Erfahrung der Kirche und ihrem missionarischen Zeugnis in der Welt. Für die Orthodoxie ist Einheit nicht primär eine institutionelle Vereinbarung, sondern eine geistliche Wirklichkeit, die aus der gemeinsamen Teilhabe am kirchlichen Leben erwächst. Sie gründet sich auf die eucharistische Gemeinschaft, die apostolische Tradition und das Wirken des Heiligen Geistes, wodurch die Kirche in ihrer Ganzheit erhalten bleibt. Gerade diese Balance zwischen traditionsbewusster Identität und dialogischer Offenheit ist entscheidend für die Zukunft der ökumenischen Beziehungen.

    Gleichzeitig wird der ökumenische Dialog zunehmend durch gesellschaftliche Entwicklungen herausgefordert. Die orthodoxe Kirche muss Wege finden, um mit aktuellen Fragen, wie sozialen, politischen und moralischen Herausforderungen, in einer Weise umzugehen, die sowohl der Wahrheit des Glaubens als auch der Nächstenliebe gerecht wird.

    5. Zukunftsperspektiven des ökumenischen Dialogs

    Die Zukunft des ökumenischen Dialogs aus orthodoxer Sicht hängt von der Bereitschaft zur offenen und ehrlichen Auseinandersetzung mit den bestehenden Differenzen ekklesiologischer und moralisch-ethischer Herausforderungen und der gemeinsamen Suche nach Einheit ab. Die Fortsetzung der theologischen Dialoge, die Intensivierung der sozialen und humanitären Zusammenarbeit und die Förderung eines konstruktiven Miteinanders sind zentrale Elemente für die zukünftige Entwicklung des ökumenischen Dialogs. Dabei könnte das Konzept der „rezeptiven Ökumene“ (receptive ecumenism) eine wichtige Perspektive bieten. Diese Methodologie betont die Notwendigkeit, nicht nur auf Einheit durch Annäherung an bestehende theologische Positionen hinzuarbeiten, sondern bewusst von den theologischen und spirituellen Schätzen anderer Traditionen zu lernen.33Vgl. Bria, Ion, La „réception“ des résultats des dialogues, in: Papandreou, Damaskinos, Les dialogues oecuméniques hier et aujourd’hui, Chambésy–Genève 1985, 286–293; Murray, Paul D., Receptive Ecumenism and Ecclesial Learning. Receiving Gifts for Our Needs, in: Louvain Studies 33 (2008), 30–45; Ders., Receptive Ecumenism and Catholic Learning. Establishing the Agenda, in: Murray, Paul D. (Hrsg.), Receptive Ecumenism and the Call to Catholic Learning. Exploring a Way for Contemporary Ecumenism, Oxford 2008, 5–25; Ware, Kallistos, Receptive Ecumenism. An Orthodox Perspective, in: Louvain Studies 33 (2008) 46–53. Die Orthodoxie sollte diese Herangehensweise nicht als fremd empfinden, sondern als eine Bereicherung, die tief in der eigenen trinitarischen Theologie verwurzelt ist.

    Trotz bestehender Unterschiede hat der Dialog bereits wertvolle Fortschritte gemacht. Besonders die Zusammenarbeit in sozialen und humanitären Projekten zeigt, dass christliche Einheit nicht nur auf dogmatischer Ebene, sondern auch im gemeinsamen Dienst an der Welt sichtbar wird. Wie bereits betont wurde, kann die Orthodoxie ihre geistliche Tiefe nicht bewahren, ohne sich auch der weltweiten christlichen Gemeinschaft bewusst zu sein: „Wir können heute kein lebendiges Kirchenbewusstsein entwickeln, eines der zentralen geistlichen Merkmale der Orthodoxie, ohne ein lebendiges Bewusstsein für die Oikoumene, d. h. ohne ein Gespür für all jene katholischen Dimensionen des christlichen Lebens, die weit über die kanonischen Grenzen der orthodoxen Kirche hinausgehen.“34Bria, Living, 232.

    Die Orthodoxe Kirche steht somit vor der Aufgabe, ihre apostolische Tradition lebendig zu halten, ohne sich von der Welt abzukapseln. Die Spannung zwischen Rückzug und Öffnung ist kein Widerspruch, sondern ein notwendiger dynamischer Prozess, der die Orthodoxie als bewahrende und zugleich missionarische Kirche auszeichnet. Nissiotis warnte davor, Orthodoxie als statisches System zu betrachten. Er argumentiert, dass wahre Orthodoxie eine fortwährende lebendige Realität ist, die sich in der Kirchengemeinschaft entfaltet und nicht in Dogmatismus oder Isolation erstarren darf.35Vgl. Nissiotes, Nikos A., Interpreting Orthodoxy, Minneapolis 1980, 27. Diese Einsicht kann helfen, starre konfessionelle Grenzen zu überwinden und neue Wege für den ökumenischen Dialog zu eröffnen.

    Die Orthodoxie sollte im Austausch mit anderen Traditionen auch eine kritische Selbstreflexion über ihre eigene Position fördern. Aus eschatologischer Sicht betrachtet sich die Orthodoxe Kirche als die wahre Kirche Christi, erkennt jedoch an, dass die vollständige Einheit der Kirche erst in der Eschatologie erreicht wird. Dies impliziert, dass die Orthodoxie offen für neue Einsichten und Entwicklungen bleiben muss, die sie auf ihrem Weg zur endgültigen Einheit begleiten.

    Weiterführende Infos

    Der Artikel zeichnet historische Entwicklungen, theologische Herausforderungen und aktuelle Perspektiven des ökumenischen multilateralen und bilateralen Dialogs der orthodoxen Kirche nach und berücksichtigt dabei auch die aktuellen innerorthodoxen Spannungen vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine: Heller, Dagmar, Orthodoxie und Ökumene. Herausforderungen und Perspektiven am Anfang des 21. Jahrhunderts, in: Cursor_ Zeitschrift für explorative Theologie, 04.11.2022 (https://cursor.pubpub.org/pub/vol7-heller-orthodoxie/release/1), abgerufen am 07.07.2025.

    Weiterführende Literatur

    Aagaard, Anna Marie/Bouteneff, Peter, Beyond the East-West Divide: The WCC and „the Orthodox Problem“, Geneva, WCC, 2001.

    Alivizatos Hamilcar, Orthodoxy, Protestantism and the World Council of Churches, In: The Ecumenical Review 6 (1954), 277-286.

    Basdekis Athanasios (Hrsg.), Orthodoxe Kirche und Ökumenische Bewegung. Dokumente – Erklärungen – Berichte 1900-2006, Lembeck/Bonifatius, Frankfurt am Main, 2006.

    Bria Ion, Ecclesial Unity in the Ecumenical Movement: Theology and Expectations, In: The Greek Orthodox Theological Review 26 (1981) 4, 314-324.

    Bria, Ion, The Sense of Ecumenical Tradition. The Ecumenical Witness and Vision ofthe Orthodox, WCC Publications, Geneva 1991.

    Einzelnachweise

    • 1
      In den panorthodoxen vor-synodalen Konferenzen wurde die ökumenische Verantwortung immer wieder betont. Diese Haltung fand ihren offiziellen Ausdruck im Dokument „Die Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt“, das vom Konzil von Kreta 2016 verabschiedet wurde. Die Orthodoxe Kirche bekräftigte darin ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen christlichen Traditionen, um auf der Grundlage der Wahrheit des Evangeliums zur Einheit der Christ*innen beizutragen. Siehe: Relations of the Orthodox Church with the Rest of the Christian World Draft Document of the Pan-Orthodox Council, Adopted by the 5th Pan-Orthodox Pre-Council Conference in Chambesy 10–17 October 2015, in: The Ecumenical Review 68/2­­­­­­–3 (2016), 305–311, 305. Auch: Holy and Great Council, Relations of the Orthodox Church with the Rest of the Christian World (https://www.holycouncil.org/rest-of-christian-world), abgerufen am 07.07.2025. Siehe auch die Dritte vor-synodale pan-orthodoxe Konferenz (1986): Gennadios, Limouris (Hrsg.), Orthodox Visions of Ecumenism. Statements, Messages and Reports on the Ecumenical Movement 1902–1992, Genf 1994, 112–115.
    • 2
      Vgl. Patriarchal and Synodical Encyclical of 1902, in: Limouris, Gennadios (Hrsg.), Orthodox Visions of Ecumenism. Statements, Messages and Reports on the Ecumenical Movement 1902–1992, Genf 1994, 3.
    • 3
      Vgl. Unto all the Churches of Christ Wheresoever They Be, in: [Ἐν Κωνσταντινουπόλει]: Ἐκ τοῦ Πατριαρχικοῦ Τυπογραφείου (Hrsg.), Ἐγκύκλιος Συνοδικὴ τῆς Ἐκκλησίας Κωνσταντινουπόλεως πρὸς τὰς ἁ πανταχοῦ Ἐκκλησίας τοῦ Χριστοῦ. Encyclique de l’Église de Constantinople a toutes les Églises du monde, Konstantinopel 1920; Bell, G. K. A., Documents on Christian Unity 1920–1930, London 1955, 17–21; G. Patelos, Constantin (Hrsg.), The Orthodox Church in the Ecumenical Movement. Documents and Statements 1902–1975, Genf 1978, 40–43; Limouris, Gennadios (Hrsg.), Orthodox Visions of Ecumenism. Statements, Messages and Reports on the Ecumenical Movement 1902–1992, Genf 1994, 9–11.
    • 4
      Vgl. Tsompanides, Stylianos C., Orthodox Participation in the Ecumenical Movement. A Detailed Historical Survey, in: Kalaitzidis, Pantelis et al. (Hrsg.), Orthodox Handbook on Ecumenism. Resources for Theological Education, Oxford 2014, 104–115, 105; FitzGerald, Thomas, How to Understand Christian Unity (Ecumenism) in Relation to Orthodox Identity? A First Theological Approach, in: Kalaitzidis, Pantelis et al. (Hrsg.), Orthodox Handbook on Ecumenism, Oxford 2014, 9–12, 11.
    • 5
      Vgl. Holy and Great Council, Relations, § 6.
    • 6
      Vgl. Florovsky, Georges, The Doctrine of the Church and the Ecumenical Problem, in: The Ecumenical Review 2 (1950), 152–161.
    • 7
      Vgl. Orthodox Contribution to New Delhi Assembly, 01.12.1999 (https://www.oikoumene.org/resources/documents/orthodox-contribution-to-new-delhi-assembly), abgerufen am 07.07.2025.
    • 8
      Vgl. Orthodox Contribution.
    • 9
      Holy and Great Council, Relations, § 6 (übersetzt durch den Autor).
    • 10
      Vgl. „Common Understanding and Vision of the WCC“: Preliminary Observations on the Reflection Process. Final Document of the Consultation, in: Lemopoulos, George (Hrsg.), The Ecumenical Movement, the Churches, and the World Council of Churches. An Orthodox Contribution to the Reflection Process on „The Common Understanding and Vision of the WCC“, Genf 1996, 14–16.
    • 11
      Vgl. Meimaris, Theodor A., The Holy and Great Council of the Orthodox Church and the Ecumenical Movement, Thessaloniki 2013, 44.
    • 12
      Vgl. Morariu, Alexandru/Ioniță, Viorel, Bilateral Dialogues of the Orthodox Churches with Other Christian Churches. Lending Impetus to the Orthodox Theological Thought, in: Orthodox Theology in the 20th Century and Early 21st Century. A Romanian Orthodox Perspective, koordiniert von Viorel Ioniță, Bukarest 2013, 109–132.
    • 13
      Vgl. Bria, Ion, Living in the One Tradition. An Orthodox Contribution to the Question of Unity, in: The Ecumenical Review 26/2 (1975), 224–233, 231.
    • 14
      Für eine umfassende Studie über das Verständnis der Einheit in der Orthodoxen Kirche, wie es in den ökumenischen Dialogen dargestellt wurde, siehe: Ioniță, Viorel, The Vision of Unity in the Multilateral Dialogues and in the Bilateral Dialogues of the Orthodox Churches with Other Churches, in: Studii Teologice 3 (2008), 7–58.
    • 15
      Sobornost ist ein slawisches Wort, das das „gemeinschaftliche Bewusstsein“ beschreibt. Es bezeichnet das Prinzip der spirituellen Einheit, das durch Koinonia – die Kraft der Gemeinschaft – Trennungen überwindet und Harmonie sowie Vielfalt im gemeinsamen Glauben fördert. Wie es heißt: „Sobornost is the community conscience which interrelates unity, catholicity and conciliarity. It is the ‚principle‘ of spiritual unity and the understanding of the power of koinonia to transcend all that divides, alienates and segregates, to sustain harmony and diversity in common faith and life, to combine Christian freedom with church authority, structure with movement.“ (Sabev, Todor, The Orthodox Churches in the World Council of Churches. Towards the Future, Genf 1996, 61).
    • 16
      Vgl. Bulgakov, Sergius, The Orthodox Church, London 1935, 45; Florovsky, Georges, The Catholicity of the Church, Belmont 1975, 27.
    • 17
      Vgl. Afanasiev, Nicholas, The Church of the Holy Spirit, Notre Dame 2007, 123–127; Ders., The Church Which Presides in Love, in: Meyendorff, John (Hrsg.), The Primacy of Peter. Essays in Ecclesiology and the Early Church, Crestwood 1992, 91–144; Zizioulas, John D., Eucharist, Bishop, Church. The Unity of the Church in the Divine Eucharist and the Bishop During the First Three Centuries, übersetzt von Elizabeth Theokritoff, Brookline 2001.
    • 18
      Vgl. Stăniloae, Dumitru, Sobornicitate deschisă, in: Ortodoxia 23 (1971), 165–180.
    • 19
      Vgl. Nissiotis, Nikos, The Holy Spirit and the Church, Genf 1968, 56–72.
    • 20
      Vgl. Florovsky, George, Bible, Church, Tradition. An Eastern Orthodox View, Belmont 1972, 45–49.
    • 21
      Vgl. Schmemann, Alexander, The Eucharist. Sacrament of the Kingdom, Crestwood 1988.
    • 22
      Vgl. Lossky, Vladimir, The Mystical Theology of the Eastern Church, Crestwood 1957, 110–115.
    • 23
      Vgl. Zizioulas, John D., Being as Communion. Studies in Personhood and the Church, Crestwood 1997, 110–122.
    • 24
      Vgl. Munteanu, Daniel, Theologie der Koinonia. Ökumenische Einführung in die Orthodoxe Theologie und Spiritualität, Leipzig 2013.
    • 25
      Vgl. Zizioulas, Communion.
    • 26
      Vgl. Joint International Commission for Theological Dialogue Between the Roman Catholic Church and the Orthodox Church. Ecclesiological and Canonical Consequences of the Sacramental Nature of the Church – Ecclesial Communion, Conciliarity and Authority [Ravenna-Dokument], 13.10.2007 (https://www.christianunity.va/content/unitacristiani/en/dialoghi/sezione-orientale/chiese-ortodosse-di-tradizione-bizantina/commissione-mista-internazionale-per-il-dialogo-teologico-tra-la/documenti-di-dialogo/testo-in-inglese.html), abgerufen am 07.07.2025.
    • 27
      Vgl. Afanasiev, The Church Which Presides in Love.
    • 28
      Vgl. Vischer, Lukas, Die lokale Kirche – Ort der Gegenwart Christi in der Kraft des Heiligen Geistes. Der Beitrag der orthodoxen Kirche und Theologie zur ökumenischen Diskussion über ein zentrales Thema der Ekklesiologie, in: Église locale et Église universelle. TOPIKE KAI KATA TEN OIKOUMENEN EKKLESIA. Édition du Centre Orthodoxe du Patriarcat Œcuménique, Chambésy-Geneva 1981, 297–307.
    • 29
      Vgl. Clément, Olivier, Questions sur l’homme, Paris 1972, 56.
    • 30
      Vgl. Engelhardt jr., H. Tristam, An Orthodox Approach to Bioethics, in: Walker, Andrew/Carras, Costa (Hrsg.), Living Orthodoxy in the Modern World, Crestwood 1996, 108: „The ethics of the Orthodox is liturgical rather than discursive. It is an ethics founded in the transfiguring, liturgical worship of a God who transcends human categories, but who reveals himself in worship. In this transfiguring worship, the individual finds moral identity and the community finds its integrity.”
    • 31
      Vgl. Metropolitan, Vasilios/Mantasasvili, Kristina, Approaching Moral Questions from the Conscience of the Church, in: Shmaliy, Vladimir/Wijlens, Myriam (Hrsg.), Churches and Moral Discernment 1, Genf 2021, 1–8.
    • 32
      Vgl. Brüning, Alfons, Übersetzungsprobleme. „Apophatische Anthropologie“ und politisch-soziale Konzepte von Menschenwürde in der Orthodoxie, in: Munteanu, Daniel/Selaru, Sorin (Hrsg.), Holding Fast to the Mystery of the Faith. Festschrift for Patriarch Daniel of the Romanian Orthodox Church, Brill/Schöningh 2022, 153–172.
    • 33
      Vgl. Bria, Ion, La „réception“ des résultats des dialogues, in: Papandreou, Damaskinos, Les dialogues oecuméniques hier et aujourd’hui, Chambésy–Genève 1985, 286–293; Murray, Paul D., Receptive Ecumenism and Ecclesial Learning. Receiving Gifts for Our Needs, in: Louvain Studies 33 (2008), 30–45; Ders., Receptive Ecumenism and Catholic Learning. Establishing the Agenda, in: Murray, Paul D. (Hrsg.), Receptive Ecumenism and the Call to Catholic Learning. Exploring a Way for Contemporary Ecumenism, Oxford 2008, 5–25; Ware, Kallistos, Receptive Ecumenism. An Orthodox Perspective, in: Louvain Studies 33 (2008) 46–53.
    • 34
      Bria, Living, 232.
    • 35
      Vgl. Nissiotes, Nikos A., Interpreting Orthodoxy, Minneapolis 1980, 27.

    Zitierweise

    Mihoc, Vasile-Octavian: „Ökumene (orthodox)“, Version 1.0, in: Onlinelexikon Systematische Theologie, ISSN 3052-685X, 30. September 2025. DOI: https://doi.org/10.15496/publikation-109068

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