Schrift

Der Bezug auf die Bibel als Heilige Schrift ist in Praxis und Theorie konstitutiv für das Christentum und hat insbesondere im Protestantismus eine identitätsstiftende Funktion. Dies wird deutlich an ihrer herausgehobenen Bedeutung als Kanon. Seit der Reformation verstehen evangelische Kirchen die Bibel als „Regel und Richtschnur“ (Konkordienformel, Art. I) des Glaubens, an der sich kirchliches Leben und theologische Lehre zu orientieren haben. Wie diese Orientierung an der Bibel aber im Leben der Kirche wie auch in der theologischen Reflexion genau zu verstehen ist, bleibt sowohl im Protestantismus als auch zwischen den Konfessionen strittig. Insofern kommt die Schrift in der gegenwärtigen evangelischen Dogmatik vor allem im Modus der Krisenbeschreibung in den Blick: Die Debatte um die sog. „Krise des Schriftprinzips“ ist ein Grundmoment gegenwärtiger theologischer Reflexion auf die Schrift: Für wen gilt die Schrift wie und in welchen Belangen? Wie verhalten sich historisch zu deutende Texte zu gegenwärtigen Herausforderungen? Wie ist mit der Pluralität der Schrift und ihrer Auslegung umzugehen?

Inhaltsverzeichnis

    1. Problemgeschichte

    1.1. Reformation und Entwicklung des Schriftprinzips in der altprotestantischen Theologie

    Vor dem Hintergrund der seit der Frühzeit der christlichen Kirche und Theologie bestehenden Bedeutung der Schrift (vgl. Art. Kanon) und in Auseinandersetzung mit spätmittelalterlichen Praktiken der Schriftauslegung wurde das Verständnis der Schrift in der Reformation zu einem zentralen Diskussionspunkt, insbesondere in der Theologie Martin Luthers oes-gnd-iconwaiting.... Das reformatorische Verständnis christlichen Glaubens entwickelte sich bei Luther aus seiner intensiven Auseinandersetzung mit den biblischen Texten. In Abgrenzung von der kirchlichen Lehrtradition seiner Zeit ging er davon aus, dass der christliche Glaube allein aus der Schrift (sola scriptura) lebt:1Vgl. Luther, Martin, Assertio omnium articolorum. LStA I, 84,1f: „solam Scipturam regnare […] volo“. In der Schrift ist nach Luther alles erkennbar, was zum Heil notwendig ist (Suffizienz der Schrift). Darum ist vor dem Forum der biblischen Texte mit Mitteln der Vernunft darüber zu streiten, was der Inhalt christlichen Glaubens ist. Die kirchliche Lehrtradition muss sich für Luther der Schrift unterordnen und von der Schrift her kritisierbar bleiben.2Vgl. Luther, Assertio, 80,23–84,2. Luther bringt diese Überzeugung der Schriftbindung des Glaubens und der Theologie allerdings noch nicht auf den Begriff des Schriftprinzips. Der Begriff „principium“ taucht nur zweimal in der „Assertio omnium articolurum“ und einmal in „De Servo Arbitrio“ auf.3Vgl. Belege in Anm. 23 und 24. und ist dort noch am ehesten im Wortsinn als „Anfang“ oder „Ursprung“ zu verstehen: Die Schrift ist Anfang und Ursprung des Glaubens, weil durch die Schrift Gott selbst im Geist zu den Menschen spricht (Wirksamkeit der Schrift zum Glauben, lat. efficacia). Daher ist die Schrift ausreichende Grundlage für den Glauben (sola scriptura; sufficientia, dt. Suffizienz). Dogmatisch und kirchenpolitisch grenzte Luther sich damit gegen die Überzeugung ab, dass eine kirchliche Auslegung der Schrift für das Heil der Menschen notwendig sei.

    6.5.1 Luthers Verständnis der Bibel (Worthaus Podcast), 23.04.2017. In diesem Podcast erläutert Siegfried Zimmer, welches Bibelverständnis den Reformator und Übersetzer Martin Luther in seinem Leben und Wirken leitete. Dabei wird die berühmte Formel „sola scriptura“ thematisiert, ebenso wie die Frage nach dem Inhalt, der Einheit und der Klarheit der Bibel und wie sie im Alltagsleben von Christ:innen zur Geltung kommt.

    Die von Luther prominent formulierte Funktion der Schrift als letzter autoritativer Instanz in Fragen des christlichen Glaubens und der Theologie wurde für alle reformatorischen Bewegungen prägend. Der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli oes-gnd-iconwaiting... begann parallel zu Luther schon 1516, seine Theologie als Schriftauslegung zu verstehen und auf der Grundlage der Schrift die kirchliche Tradition kritisch zu hinterfragen.4Vgl. Zwingli, Huldrych, Auslegung und Begründung der Thesen oder Artikel (1523), in: Huldrych Zwingli Schriften Bd. II, Zürich 1995, 172f. Vgl. dazu Opitz, Peter, Ulrich Zwingli. Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus, Zürich 2015, 18. Inhaltlich verstand Zwingli den Schriftbezug als den Akt der Begründung der Theologie in der Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus.5Vgl. Zwingli, Auslegung, 20­­­–28.172. Auch beim Genfer Reformator Johannes Calvin oes-gnd-iconwaiting... ist neben der kirchen- und traditionskritischen Funktion des Schriftbezugs die Funktion der Schrift als Ort der Anrede durch Gott konstitutiv für ihre Autorität: Die „höchste Beglaubigung der Schrift [wird] darin gesehen, dass hier Gott in Person redet“.6Calvin, Johannes, Unterricht in der christlichen Religion – Institutio Christianae Religionis, Göttingen 32012, I,7,4 (S. 42).

    In der kirchlichen Praxis zeichneten sich die reformatorischen Kirchen dementsprechend fortan durch einen vielseitigen Bezug auf die biblischen Texte aus, etwa in deutschsprachigen Bibelübersetzungen (z. B. Lutherbibel, Zürcher Bibel), der öffentlichen Bibelauslegung in der Zürcher Prophezei oder durch Gemeindelieder auf der Grundlage von Bibelversen.

    Weiterführende Infos WiBiLex

    „Die Geschichte der Bibelübersetzung ins Deutsche beginnt im 8. Jh. mit einer missionarischen Schwierigkeit: Mönche unter den germanischen Stämmen standen vor dem Problem, die biblische Botschaft, wie sie im lateinischen Text der Vulgata vorlag, in der Sprache bzw. dem Dialekt ihrer Umgebung zu vermitteln. Bibelübersetzung in die deutsche Sprache diente somit von Anfang an dem Bemühen, die Botschaft des Evangeliums zugänglich zu machen.“ Salzmann, Bertram/Schäfer, Rolf, Art. Bibelübersetzungen, christliche deutsche, in: WiBiLex (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/15285/), abgerufen am 03.04.2025.

    Die altlutherische Theologie des 17. Jahrhunderts ging im Anschluss an Luther davon aus, dass sich auch die Theologie an der Schrift zu orientieren habe, weil die Schrift in ihrer Wirksamkeit der Grund des Glaubens sei.7Vgl. Coors, Michael, Scriptura efficax. Die biblisch-dogmatische Grundlegung des theologischen Systems bei Johann Andreas Quenstedt. Ein dogmatischer Beitrag zu Theorie und Auslegung des biblischen Kanons als Heiliger Schrift, Göttingen 2009, 135–166. Vor diesem Hintergrund wurde dann ein systematischer Begriff des Schriftprinzips entwickelt, der an das prägende Wissenschaftsverständnis der Zeit anknüpfte. Eine theoretische Wissenschaft hatte, nach dem gängigen Verständnis der Wissenschaftstheorie des späten 16. Jahrhunderts,8Vgl. Zabarella, Jakobus, Über die Methoden (De Methodis). Über den Rückgang (De regressu), hrsg. und übers. von Rudolf Schicker, München 1995. von definierten Prinzipien ausgehend den wissenschaftlichen Gegenstand zu untersuchen. Weil die Theologie von den frühen lutherischen Theologen zunächst als theoretische Wissenschaft konzipiert wurde, verstanden sie ausgehend von der Schriftorientierung ihrer Zeit die Bibel als Prinzip der Theologie.9Vgl. Hägglund, Bengt, Die Heilige Schrift und ihre Deutung in der Theologie Johann Gerhards. Eine Untersuchung über das altlutherische Schriftverständnis, Lund 1951, 56f. Die spätere lutherische Theologie konzipierte Theologie als praktische Wissenschaft, die ausgehend vom Ziel der untersuchten Praxis nach den Mitteln und Prinzipien zur Realisierung dieses Ziels fragte. Sie hielt aber dennoch daran fest, die Lehre von der Schrift vorab zu verhandeln.10Vgl. Coors, Scriptura, 307–329. Dabei ging auch die altprotestantische Theologie davon aus, dass die Bibel, allein aufgrund dessen, dass sie Glauben an Gott hervorbringt (Wirksamkeit), Prinzip der Theologie sei. In der Praxis der dogmatischen Reflexion führt die Anwendung des Prinzipienbegriffs dann allerdings dazu, dass biblische Textstellen unmittelbar als theologische Prinzipien begriffen wurden (dicta probantia), aus denen dogmatische Lehren deduziert wurden.11Vgl. Coors, Scriptura, 224f.

    1.2. Historische Kritik und die Anfänge der Hermeneutik

    Diese Zuspitzung des Prinzipienverständnisses wurde im Zuge der Frühaufklärung durch den einsetzenden Rationalismus zum Problem: Die Offenbarung der biblischen Texte wurde nun am Maßstab der Vernunft bemessen12Vgl. Rohls, Jan, Protestantische Theologie der Neuzeit Bd. I, Tübingen 1997, 297. und theologische Auslegung der biblischen Texte wurde zu einem Spezialfall der allgemeinen Hermeneutik. Das zeichnete sich bereits bei Johann Konrad Dannhauer oes-gnd-iconwaiting... ab, der bereits am Anfang des 17. Jahrhunderts eine allgemeine Verstehenslehre vorlegte, nach der jeder, der in der Lage ist, seinen Verstand zu gebrauchen, die biblischen Schriften verstehen könne.13Vgl. Alexander, Werner, Hermeneutica Generalis. Zur Konzeption und Entwicklung der allgemeinen Verstehenslehre im 17. und 18. Jahrhundert, Stuttgart 1993, 82f. Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher oes-gnd-iconwaiting... vollzog dann die Umstellung von einer theologischen Schriftlehre hin zu einer allgemeinen Hermeneutik, für die die biblischen Texte nur noch ein Spezialfall darstellen.14Vgl. Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst, Hermeneutik und Kritik, hrsg. v. Manfred Frank, Frankfurt a. M. 71999. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, die Schrifthermeneutik als eigenständige systematische Aufgabe neben der sich zunehmend historisch verstehenden Exegese zu entwickeln.

    Diese historische Erforschung der biblischen Texte bildete die Kehrseite des Rationalismus und stellte zahlreiche bis dahin selbstverständliche Annahmen über die Bibel in Frage: Die Bibel konnte in historischer Hinsicht nicht mehr als zuverlässige Quelle gelten, sondern ihre Texte kamen nun selbst als theologische Deutungen in den Blick. Damit waren die Texte vor allem als Glaubenszeugnisse der frühen Christenheit von Interesse und ihre normative Relevanz für den christlichen Glauben der Gegenwart bedurfte einer neuen Begründung. Seit August Twesten oes-gnd-iconwaiting... etablierte sich die begriffliche Unterscheidung zwischen der Schrift als dem Formalprinzip und der Rechtfertigungslehre als dem Materialprinzip des Glaubens.15Vgl. Twesten, August Detlev Christian, Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche nach dem Kompendium des Herrn Dr. de Wette Bd. I, Hamburg 1826, § 20, (277–285). Das Ausweisen eines materialen Prinzips als hermeneutischen Schlüssel zur Interpretation der biblischen Texte erlaubte eine vorbehaltlose historische Kritik derselben Texte. Diese Unterscheidung wirkt fort in der Frage nach der Mitte der Schrift bzw. nach dem „Kanon im Kanon“ in der hermeneutischen Theologie des frühen 20. Jahrhunderts.16Vgl. z. B. Barton, John/Wolter, Michael (Hrsg.), Die Einheit der Schrift und die Vielfalt des Kanons, Berlin et al. 2003. Die historische Distanzierung der Texte macht die Frage nach ihrer theologischen Aneignung und damit die Frage der Hermeneutik zur Schlüsselfrage des theologischen Umgangs mit der Bibel. Damit stand und steht aber die Frage im Raum, ob die Schrift die Theologie normiert oder ob nicht doch die theologische Hermeneutik am Ende das entscheidende Kriterium ist, von dem her die Schrift theologisch angeeignet wird.17Vgl. Webster, John, „A Great and Meritorious Act of the Church?”. The Dogmatic Location of the Canon, in: Barton, John/Wolter, Michael (Hrsg.), Die Einheit der Schrift und die Vielfalt des Kanons. Berlin et al. 2003, 95–126; Ricoeur, Paul, The Canon between the Text and the Community, in: Pokorný, Petr/Roskovec, Jan (Hrsg.), Philosophical Hermeneutics and Biblical Exegesis, Tübingen 2002, 7–26. Die Idee der Schrift als Prinzip der Theologie gerät darum in die Krise.

    1.3. Krise des Schriftprinzips

    Zur Prägung des Begriffs „Krise des Schriftprinzips“ trug wesentlich ein Aufsatz von Wolfhart Pannenberg oes-gnd-iconwaiting... bei, der 1962 unter diesem Titel eine „Grundlagenkrise der modernen Theologie“ durch die „Auflösung des Schrift­prinzips“ beschrieb.18Pannenberg, Wolfhart, Die Krise des Schriftprinzips, in: Ders., Grundfragen systematischer Theologie. Gesammelte Aufsätze, Göttingen 31979, 11–21, 13. Ausgehend von einer Interpretation der These Luthers von der Klarheit der Schrift, nach der die Sache der Schrift aus dem exegetisch erkennbaren historischen Wortsinn zu rekonstruieren sei, wuchs der historisch orientierten Exegeseeine hohe Bedeutung für die protestantische Theologie zu.19Vgl. Pannenberg, Krise, 14. Theologische Sätze lutherischer Theologie haben daher nach Pannenberg den Anspruch, durch Exegese begründet zu sein.20Vgl. in diesem Sinne auch schon Ebeling, Gerhard, Die Bedeutung der historisch-kritischen Methode für die protestantische Theologie und Kirche, in: Ders., Wort und Glaube, Tübingen 31967, 1–49, 47f. Doch führe die Entwicklung der historischen Schriftforschung eben zur Auflösung des von Luther geforderten Schriftprinzips.21Vgl. Pannenberg, Wolfhart, Gibt es Prinzipien des Protestantismus, die im ökumenischen Dialog nicht zur Disposition gestellt werden dürfen?, in: Graf, Friedrich W./Tanner, Klaus (Hrsg.), Protestantische Identität heute. FS Trutz Rendtorff, Gütersloh 1992, 79–86, 80. Im Unterschied zu Luther steht die lutherische Theologie heute vor der Herausforderung, den aufgezeigten Abstand zwischen dem historischen Wortsinn und dem bezeugten Geschehen, also den Abstand zur historischen Situation und die unhintergehbare Pluralität und Widersprüchlichkeit der Schriften des Kanons theologisch verantwortet aufzu­nehmen.22Vgl. Pannenberg, Krise, 15.

    Unter der von Pannenberg geprägten Überschrift findet sich seither eine breite Diskussion in der Dogmatik. Sie kreist um die Spannung zwischen der Pluralität des biblischen Zeugnisses und ihrer normativen Inanspruchnahme im Sinne des sola scriptura, die Rede von der Autorität der Schrift, die reformatorische Beschreibung einer Mitte der Schrift, sowie die damit verbundene Rede von der Klarheit und Suffizienz der Schrift. Aber auch die Medialität und Materialität der Schrift, sowie die Leistungskraft der Rede von der Schrift als Prinzip kommen in den Blick. Auch von exegetischer Seite wird die Debatte um die theologische Bedeutung der biblischen Texte engagiert geführt. Die Debatte um das Schriftverständnis innerhalb der evangelischen Theologie zeugt in ihrer Breite und Divergenz von der konstitutiven Bedeutung des Themas auf der einen Seite und von ihrer – durch positionelle Unterschiede ebenso wie durch hermeneutische Umbrüche bedingten – Komplexität auf der anderen Seite. Insgesamt stellt die Spannung zwischen der normativen und konfessionell-konstitutiven Bedeutung der Schrift, die in der Rede vom „Schriftprinzip“ zum Ausdruck kommt, und der genannten Probleme bei der Einlösung dieser Bedeutung in der dogmatischen Reflexion auf die Schrift und mit der Schrift eine anhaltende Herausforderung dar.

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    „Die Auslegung der Bibel als heilige Schrift ist von zentraler Bedeutung für das Christentum. So spricht Ebeling von der Geschichte der Kirche als Geschichte der Bibelauslegung (Ebeling, 1966). Die Frage, wie wir die Bibel auslegen, nimmt eine Schlüsselstellung innerhalb der christlichen Theologie ein. Die Erörterung der Frage nach diesem ‚wie‘ der Auslegung ist Gegenstand der Hermeneutik.“ Vette, Joachim, Art. Bibelauslegung, christliche, in: WiBiLex (https://bibelwissenschaft.de/stichwort/40706/), abgerufen am 03.04.2025.

    2. Thematische Entfaltung

    2.1. Geltung der Schrift – für den Glauben und für die Theologie

    Die Probleme mit der Beschreibung der Schrift als Prinzip der Theologie wurden in der historischen Hinführung bereits deutlich: Die Schrift ist – wie bei Luther erkennbar – Ursprung des Glaubens und für diesen hinreichender Grund, jedoch ist sie damit nicht einzige Grundlage der Theologie, die sich auch auf theologische Traditionen und Erfahrungen bezieht. So finden sich bei Luther Hinweise auf die Schrift als Prinzip – sowohl im Vorwort der Assertio als auch in De servo arbitrio,23„Cogimur primum probare illud ipsum primum principium nostrum“ (WA 18, 653, 33f.; „unser oberstes Prinzip zu beweisen, durch das alles andere zu beweisen ist“, Übersetzung LDStA I, 327,17f.). allerdings als Prinzip des Glaubens und nur darum in kriteriologischer Funktion für die Theologie.

    Hier verleiht der Geist ganz klar Erleuchtung und lehrt, dass Erkenntnis allein durch die Worte Gottes verliehen wird gleichwie durch eine Tür oder eine Öffnung oder ein erstes Prinzip (wie man sagt), von dem aus der anfangen muss, der zum Licht und zur Erkenntnis gelangen will.24Luther, Assertio, LDStA I, 81,7–11: „Hic clare spiritus tribuit illuminationem et intellectum dari docet per sola verba dei, tanquam per ostium et apertum seu principium (quod dicunt) primum, a quo incipi oporteat ingressurum ad lucem et intellectum“ (WA 7,97, 26–29). Deutlich wird, dass Luther nicht explizit an der Formulierung der Schrift als Prinzip gelegen zu sein scheint, sondern dass er auf diese Beschreibung explizit als Redeweise Anderer zurückgreift.

    In diesem Sinne ist unzweifelhaft die Soteriologie Ausgangspunkt der Rede vom sola scriptura.25Vgl. Kupsch, Alexander, Martin Luthers Gebrauch der Heiligen Schrift. Untersuchungen zur Schriftautorität in Gottesdienst und gesellschaftlicher Öffentlichkeit (HUTh 77), Tübingen 2019, 374.379; Schwöbel, Christoph, Sola Scriptura. Schriftprinzip und Schriftgebrauch, in: Heckel, Ulrich et al. (Hrsg.), Luther heute. Ausstrahlungen der Wittenberger Reformation (UTB 4792), Tübingen 2017, 1–28, 21f. Somit ist bei Luther auf der anderen Seite eine unlösbare Verschränkung von kirchlicher Lehre und Theologie zu erkennen, für die der Schrift eine kriteriologische Funktion zukommt.26Vgl. z. B. Hartlieb, Elisabeth: „Die einzige Regel und Richtschnur…“ Ist das protestantische Schriftprinzip an sein Ende gekommen?, in: Baumann, Gerlinde/Hartlieb, Elisabeth (Hrsg.), Fundament des Glaubens oder Kulturdenkmal? Vom Umgang mit der Bibel heute, Leipzig 2007, 59–88, 62f.; Leppin, Volker, Wie legt sich nach Luther die Schrift selbst aus? Luthers pneumatische Hermeneutik, in: Alkier, Stefan (Hrsg.), Sola Scriptura 1517–2017. Rekonstruktionen – Kritiken – Transformationen – Performanzen. Unter Mitarbeit von Blauth, Dominic/Botner, Max (Colloquia historica et theologica 7), Tübingen 2019, 83–102, insb. 96–102; Zeller, Kinga, Luthers Schriftverständnis aus rezeptionsästhetischer Perspektive. Eine Untersuchung zu An­knüp­fungs­punkten, Transformationsmöglichkeiten und bleibenden Differenzen, Leipzig 2020, 140f.145f.149f. Festzuhalten ist, dass für Luther die soteriologische Verortung nicht abtrennbar von der fundamentaltheologischen Bedeutung zu verstehen ist. Anders formuliert: Der besondere Status der Schrift für das Christentum kommt ihr als soteriologische Kategorie zu und nicht als fundamentaltheologische Kategorie.27Vgl. Oorschot, Frederike van, Schriftlehre, Schriftauslegung und Schriftgebrauch. Eine Untersuchung zum Status der Schrift in der und für die Dogmatik (Dogmatik in der Moderne 40), Tübingen 2022 und Coors, Scriptura. Diese Ambivalenz spiegelt sich in der Verortung der Schriftlehre: So wird die Schrift in der Dogmatik sowohl als Thema der Fundamentaltheologie als auch als Thema der Christologie, Soteriologie oder Ekklesiologie eingeführt.

    Angesichts dieser pluralen Bezugnahmen auf den biblischen Text und seiner Bedeutung für die Theologie lässt sich von der Schriftbindung evangelischer Theologie in doppelter Weise sprechen:28Vgl. Focken, Friedrich-Emanuel/Oorschot, Frederike van (Hrsg.), Schriftbindung evangelischer Theologie. Theorieelemente aus interdisziplinären Gesprächen (Forum Theologische Literaturzeitung 37), Leipzig 2020. Zum einen beschreibt Schriftbindung die Bedeutung der biblischen Texte für die Theologie, die ihnen historisch zugewachsen ist. Zum anderen impliziert diese Beschreibung normative Elemente: Ein Bezug zu den biblischen Texten ist der evangelischen Tradition auf- und vorgegeben – wie auch immer der oder die Einzelne sich dazu verhält. Unmöglich ist jedenfalls ein »Nicht-Verhältnis« zu den biblischen Texten als Ausgangspunkt theologischer Reflexion anzunehmen, weil christliche Glaubenspraxis als Gegenstand der Theologie sich in ihren Praktiken der Schriftrezeption normativ auf die Geltung der Schrift bezieht. Damit ist die Geltung der Schrift in der Theologie immer nur eine indirekt vermittelte, die sich aus der Geltung der Schrift für die Praxis des christlichen Glaubens ergibt. In den Blick kommt so das relationale Gefüge zwischen Schrift, Rezipierenden, und ihren Rezeptionsgemeinschaften. Damit kommt zugleich der prozesshafte Charakter der Schriftbindung in den Blick: Das Bezogen-Sein und Sich-beziehen der Theologie auf die Schrift ist nicht statisch, sondern kann nur im Umgehen mit der Schrift, also in der Schriftauslegung Form gewinnen. Auf diese Weise kommt zugleich die unten skizzierte enzyklopädische Dimension der Krise des Schriftprinzips konstruktiv in den Blick.

    2.2. Literalsinn und Inspiration der Schrift

    Ein zentrales Problem des Rückbezugs einer gegenwärtig verantworteten Schriftlehre auf die reformatorischen Anfänge der evangelischen Theologie besteht darin, dass der Begriff des Literalsinns der Schrift sich grundlegend verändert hat. Für Luther und auch für die altlutherische Theologie war der wörtliche Sinn (sensus literalis) der biblischen Texte mit ihrem geistlichen Sinn identisch und realisierte sich in der Wirksamkeit des Textes: Der sensus literalis war der „wörtliche Sinn gemäß dem Verstand (mens) des Heiligen Geistes“29Quenstedt, Johann Andreas, Theologia didactico polemica sive Systema Theologicum, Pars I, IV/2, q. XIII, Thesis: „sensus literalis […] iuxta mentem Spiritus Sancti“. Für Luther ging es darum die Schrift „durch sich selbst und ihren eigenen Geist“ (Assertio, StA 83,8f) zu interpretieren.. Dass die Texte in diesem Sinne durch den Geist Gottes inspirierte Texte sind, zeigt sich daran, dass sie Glauben hervorbringen. Die Vorstellung einer Inspiration der Autoren der Texte wurde also aus der zum Glauben inspirierenden Funktion der Texte abgeleitet. Auf eben diese Wirksamkeit zum Glauben allein bezog sich dabei auch die Vorstellung der Klarheit der biblischen Texte, die unbestritten auch viele dunkle und schwer verständliche Stellen enthalten. Insgesamt wurden die biblischen Texte also als Kommunikationsmedium zwischen Gott und Mensch gelesen: Hier kommuniziert Gott als Heiliger Geist durch die Gestalt des geschriebenen Wortes. Die historische Bedingtheit der Texte trat hinter diesem theologischen Kommunikationsgeschehen zurück, was z. B. bei Johann Andreas Quenstedt oes-gnd-iconwaiting... sogar dazu führen konnte, dass die Bedeutung der Frage der historischen Autorschaft für die Theologie relativiert wurde.30Vgl. Quenstedt, Theologia, Pars I, IV/2, q. VIII, FS VII.

    Mit der Entwicklung eines historischen Bewusstseins in der Aufklärung entstand nun demgegenüber die Vorstellung eines historisch situierten Literalsinns, der sich von einem textimmanenten Literalsinn unterscheiden lässt. Interpretiert man vor diesem Hintergrund die Inspirationslehre als Lehre über die Hervorbringung der Texte, wie es z. B. die für die evangelikale Strömung prägende Chicagoer Erklärung unternimmt,31Vgl. International Council on Biblical Inerrancy, The Chicago Statement on Biblical Inerrancy, Oakland 1978 (https://library.dts.edu/Pages/TL/Special/ICBI_1.pdf), abgerufen am 13.02.2024. dann gerät die Inspirationslehre unmittelbar in Konflikt mit dem historischen Wissen über die Entstehung der biblischen Texte und verfällt damit dem Verdikt überholt zu sein. Die eigentliche theologische Funktion der altlutherischen Inspirationslehre bestand aber darin, dem biblischen Text eine Autonomie sowohl gegenüber den Rezipierenden als auch gegenüber den historischen Autoren zuzuschreiben, in deren Rahmen er sich als Ort der Wirksamkeit des Geistes Gottes erweisen kann. Will man diesen Gedanken aufnehmen, so scheint es weiterführender, die biblischen Texte in dem Sinne als inspiriert zu verstehen, dass sie zum Glauben inspirierende Texte sind. Auf dieser Grundlage können sie dann gerade auch in ihrer materialen Gestalt als Ort der Wirksamkeit des Geistes Gottes verstanden werden. Christlicher Glaube existiert nicht ohne einen Rückbezug auf die biblischen Texte, aus denen der Glaube hervorgeht: Diese Bindung des Glaubens an die Schrift wird in der Inspirationslehre theologisch als Wirksamkeit des Geistes Gottes durch den Text interpretiert. Damit hält sie fest, dass eine theologische Interpretation nie die Texte in ihrer Funktion als Ausgangspunkt des Glaubens ersetzen kann – weder durch den historischen Rückgang auf die Intention der Autoren der Texte, noch durch die systematisch-theologische Ausdeutung ihres Gehaltes.

    2.3. Enzyklopädische Kontroversen

    Historisch ist seit der Aufklärung und der Entstehung der historischen Kritik die Auseinandersetzung um Charakter und Bedeutung der Schrift eng verzahnt mit der Differenzierung theologischer Disziplinen und ihrer methodischen Zugriffe auf die biblischen Texte. Programmatisch formuliert von Johann Philipp Gabler oes-gnd-iconwaiting... in seiner Altdorfer Antrittsrede „De iusto discrimine theologiae biblicae et dogmaticae regundisque recte utriusque finibus“ emanzipierte sich die historisch-kritische Analyse der biblischen Texte von dogma­tischen Vorgaben und entwickelte eine Vielzahl exegetischer Zugänge zu den biblischen Texten mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den einzelnen Jahrhunderten.32Vgl. Gabler, Johann Philipp, Von der richtigen Unterscheidung der biblischen und der dogmatischen Theologie und der rechten Bestimmung ihrer beider Ziele (De iusto discrimine theologiae biblicae et dogmaticae regundisque recte utriusque finibus), in: Strecker, Georg (Hrsg.), Das Problem der Theologie des Neuen Testaments (WdF 367), Darmstadt 1975, 32–44. Verbunden ist dieses mit dem spannungsvollen doppelten Charakter der biblischen Texte in der christlichen Rezeption: Auf der einen Seite handelt es sich um historische Texte, um Quellen aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten. Auf der anderen Seite kommt diesen Texten als Kanon und Heilige Schrift Autorität für den Glauben und die gegenwärtige kirchliche Lehrbildung zu. In den reformatorischen Bekenntnissen wurde diese Autorität der biblischen Texte nicht nur im Blick auf die Konstitution des Glaubens, sondern auch im Sinne einer hermeneutischen und fundamentaltheologischen Autorität festgeschrieben: Die Schrift dient als „einige Regel und Richtschnur, nach welcher zugleich alle Leren und Lerer gerichtet und geurteilet werden sollen“33Dingel, Irene et al. (Hrsg.), Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Göttingen 2014, 1216. (Konkordienformel). Insgesamt stellt die Spannung zwischen der normativen und konfessionell-konstitutiven Bedeutung der Schrift und der genannten Probleme bei der Einlösung dieser Bedeutung in der Lehrbildung – herausgestellt v. a. in den exegetischen Disziplinen – eine anhaltende Herausforderung für die Theologie dar. Die seit der Aufklärung entwickelte historische Forschung an biblischen Texten hat diese Spannung zwischen historischem Charakter und normativer Inanspruchnahme nicht nur schrifthermeneutisch in den Vordergrund gerückt, sondern auch institutionell zwischen den theologischen Disziplinen manifestiert.

    2.4. Ökumenisch: Schrift – Amt – Tradition

    Mit dem Begriff „Schrift“ wird in der theologischen Tradition auf die biblischen Texte verwiesen. Mit der Bezeichnung der Texte als Schrift wird ihre besondere Bedeutung als kanonisierte Texte für die christliche Rezeptionsgemeinschaft in ihrer spezifischen Zusammenstellung herausgestellt. Damit steht die Schrift in der Ökumene in einem spannungsvollen Verhältnis zur Tradition und dem kirchlichen Amt.34Vgl. Oorschot, Frederike van, Art. Schrift und Tradition, in: Konfessionskunde. Das ökumenische Wissensportal (https://konfessionskunde.de/themen/begriff/schrift-und-tradition), abgerufen am 13.02.2024.

    Nach reformatorischem Verständnis gründet der Glaube in dem Wort Gottes, das in der Schrift bezeugt ist und in der Kirche verkündigt wird. Dieses erschließt der Geist Gottes den Glaubenden im Lesen und Hören auf die Schrift. Das Wort Gottes selbst kann daher nicht tradiert, sondern nur bezeugt werden. Luther beschreibt daher die Tradition allein im Sinn der menschlichen Tradition. Zudem kennt die evangelische Tradition kein Lehramt im römisch-katholischen Sinn, sondern versteht sich als Auslegungsgemeinschaft: Alle Gläubigen legen gemeinsam die Schrift aus im Vertrauen auf die Leitung durch den Heiligen Geist. Die Kirche hat dabei eine unterstützende Funktion, indem sie für die Förderung und Erhaltung des Predigtamtes Sorge trägt.

    Die katholische Lehre betont die Bedeutung der ungebrochenen Überlieferung der Apostel in der Kirche. Über die Auslegung der Schrift und Wahrung der Tradition wacht das Lehramt, ausgeübt durch die Bischöfe mit dem Papst an ihrer Spitze. Ausgelegt wird die Schrift im Kontext der Tradition, also im Zusammenhang der Bekenntnisse und Dogmen der Kirche. Schrift und Tradition entspringen derselben Quelle – dem Heiligen Geist – und bedürfen einander. Überlieferte Lehraussagen treten so neben die Schrift, beide sollen „mit gleicher Liebe und Achtung angenommen und verehrt werden“ (Dei Verbum 9). Wie Lehramt und die Schrift einander zugeordnet werden, ist einer der zentralen ökumenischen Streitpunkte.

    Weiterführende Infos Konfessionskunde

    „Unter der Überschrift „Schrift und Tradition“ wird ökumenisch die Zuordnung unterschiedlicher Größen verhandelt, welche die Offenbarung bezeugen und bewahren: Die christlichen Konfessionen betonen alle, in wahrer Kontinuität zu ihrem apostolischen Ursprung zu stehen. Diesen sehen sie jedoch in unterschiedlichen Formen und Instanzen (sog. „Bezeugungsinstanzen“) gewahrt: So gehört in der römisch-katholischen Tradition das Lehramt zum Zusammenhang von „Schrift und Tradition“ und in den orthodoxen Traditionen die Liturgie. Die Zuordnung von Schrift und Tradition – und Lehramt und Liturgie – kennzeichnet also einen komplexen Zusammenhang zur Frage, wo und wie die Treue zur Offenbarung und zum Ursprung der Kirche gewahrt bleibt.“ Oorschot, Frederike van, Art. Schrift und Tradition, in: Konfessionskunde (https://konfessionskunde.de/themen/begriff/schrift-und-tradition/), abgerufen am 03.04.2025.

    In den theologisch sehr diversen Freikirchen steht die Schrift im Zentrum: Jede*r Glaubende hat einen direkten Zugang zur Schrift, vermittelt allein durch den Heiligen Geist und nicht durch Tradition oder kirchliche Ämter. Die Schrift ist dabei immer wieder neu und situativ auszulegen für das Leben im Glauben. In dieser Betonung der Schrift – und aus anderen Gründen – kennzeichnet viele Freikirchen ein traditionskritischer Impuls.

    In den orthodoxen Kirchen bilden Schrift und Tradition eine Einheit: Sie entspringen derselben Quelle und können nicht sekundär voneinander getrennt werden, da sie zusammen die eine Überlieferung Christi und der Apostel begründen und durch den Heiligen Geist bewahren. Die Frage nach der Vorordnung einer Instanz entfällt somit. In der jüngeren Theologie wird die Frage der Gewichtung von Schrift und Tradition – auch im Licht der ökumenischen Debatten – expliziter als Dilemma auch der orthodoxen Kirchen benannt.

    Literaturangaben

    Baumann, Gerlinde (Hrsg.), Fundament des Glaubens oder Kulturdenkmal? Vom Umgang mit der Bibel heute, Leipzig 2007.

    Landmesser, Christof/Eckstein, Hans-Joachim/Lichtenberger, Hermann (Hrsg.), Jesus Christus als die Mitte der Schrift. Studien zur Hermeneutik des Evangeliums. Festschrift Hofius (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 86), Berlin/New York 1997.

    Lauster, Jörg, Zwischen Entzauberung und Remythisierung. Zum Verhältnis von Bibel und Dogma (Forum Theologische Literaturzeitung 21), Leipzig 2008.

    Nüssel, Friederike (Hrsg.), Schriftauslegung. Themen der Theologie 8 (UTB Evangelische Theologie 3991), Tübingen 2014.

    Oorschot, Frederike van/Focken, Friedrich-Emanuel (Hrsg.), Schriftbindung evangelischer Theologie. Theorieelemente aus interdisziplinären Gesprächen. Unter Mitarbeit von Breu, Clarissa/Bührer, Walter/Maikranz, Elisabeth/Meyer zu Hörste-Bührer, Raphaela J./Stamer, Torben/Zeller, Kinga/Ziethe, Carolin (Forum Theologische Literaturzeitung 37), Leipzig 2000.

    Wischmeyer, Oda/Luther, Susanne (Hrsg.), Lexikon der Bibelhermeneutik. Begriffe – Methoden – Theorien – Konzepte, Berlin/Boston 2013.

    Einzelnachweise

    • 1
      Vgl. Luther, Martin, Assertio omnium articolorum. LStA I, 84,1f: „solam Scipturam regnare […] volo“.
    • 2
      Vgl. Luther, Assertio, 80,23–84,2.
    • 3
      Vgl. Belege in Anm. 23 und 24.
    • 4
      Vgl. Zwingli, Huldrych, Auslegung und Begründung der Thesen oder Artikel (1523), in: Huldrych Zwingli Schriften Bd. II, Zürich 1995, 172f. Vgl. dazu Opitz, Peter, Ulrich Zwingli. Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus, Zürich 2015, 18.
    • 5
      Vgl. Zwingli, Auslegung, 20­­­–28.172.
    • 6
      Calvin, Johannes, Unterricht in der christlichen Religion – Institutio Christianae Religionis, Göttingen 32012, I,7,4 (S. 42).
    • 7
      Vgl. Coors, Michael, Scriptura efficax. Die biblisch-dogmatische Grundlegung des theologischen Systems bei Johann Andreas Quenstedt. Ein dogmatischer Beitrag zu Theorie und Auslegung des biblischen Kanons als Heiliger Schrift, Göttingen 2009, 135–166.
    • 8
      Vgl. Zabarella, Jakobus, Über die Methoden (De Methodis). Über den Rückgang (De regressu), hrsg. und übers. von Rudolf Schicker, München 1995.
    • 9
      Vgl. Hägglund, Bengt, Die Heilige Schrift und ihre Deutung in der Theologie Johann Gerhards. Eine Untersuchung über das altlutherische Schriftverständnis, Lund 1951, 56f.
    • 10
      Vgl. Coors, Scriptura, 307–329.
    • 11
      Vgl. Coors, Scriptura, 224f.
    • 12
      Vgl. Rohls, Jan, Protestantische Theologie der Neuzeit Bd. I, Tübingen 1997, 297.
    • 13
      Vgl. Alexander, Werner, Hermeneutica Generalis. Zur Konzeption und Entwicklung der allgemeinen Verstehenslehre im 17. und 18. Jahrhundert, Stuttgart 1993, 82f.
    • 14
      Vgl. Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst, Hermeneutik und Kritik, hrsg. v. Manfred Frank, Frankfurt a. M. 71999.
    • 15
      Vgl. Twesten, August Detlev Christian, Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche nach dem Kompendium des Herrn Dr. de Wette Bd. I, Hamburg 1826, § 20, (277–285).
    • 16
      Vgl. z. B. Barton, John/Wolter, Michael (Hrsg.), Die Einheit der Schrift und die Vielfalt des Kanons, Berlin et al. 2003.
    • 17
      Vgl. Webster, John, „A Great and Meritorious Act of the Church?”. The Dogmatic Location of the Canon, in: Barton, John/Wolter, Michael (Hrsg.), Die Einheit der Schrift und die Vielfalt des Kanons. Berlin et al. 2003, 95–126; Ricoeur, Paul, The Canon between the Text and the Community, in: Pokorný, Petr/Roskovec, Jan (Hrsg.), Philosophical Hermeneutics and Biblical Exegesis, Tübingen 2002, 7–26.
    • 18
      Pannenberg, Wolfhart, Die Krise des Schriftprinzips, in: Ders., Grundfragen systematischer Theologie. Gesammelte Aufsätze, Göttingen 31979, 11–21, 13.
    • 19
      Vgl. Pannenberg, Krise, 14.
    • 20
      Vgl. in diesem Sinne auch schon Ebeling, Gerhard, Die Bedeutung der historisch-kritischen Methode für die protestantische Theologie und Kirche, in: Ders., Wort und Glaube, Tübingen 31967, 1–49, 47f.
    • 21
      Vgl. Pannenberg, Wolfhart, Gibt es Prinzipien des Protestantismus, die im ökumenischen Dialog nicht zur Disposition gestellt werden dürfen?, in: Graf, Friedrich W./Tanner, Klaus (Hrsg.), Protestantische Identität heute. FS Trutz Rendtorff, Gütersloh 1992, 79–86, 80.
    • 22
      Vgl. Pannenberg, Krise, 15.
    • 23
      „Cogimur primum probare illud ipsum primum principium nostrum“ (WA 18, 653, 33f.; „unser oberstes Prinzip zu beweisen, durch das alles andere zu beweisen ist“, Übersetzung LDStA I, 327,17f.).
    • 24
      Luther, Assertio, LDStA I, 81,7–11: „Hic clare spiritus tribuit illuminationem et intellectum dari docet per sola verba dei, tanquam per ostium et apertum seu principium (quod dicunt) primum, a quo incipi oporteat ingressurum ad lucem et intellectum“ (WA 7,97, 26–29). Deutlich wird, dass Luther nicht explizit an der Formulierung der Schrift als Prinzip gelegen zu sein scheint, sondern dass er auf diese Beschreibung explizit als Redeweise Anderer zurückgreift.
    • 25
      Vgl. Kupsch, Alexander, Martin Luthers Gebrauch der Heiligen Schrift. Untersuchungen zur Schriftautorität in Gottesdienst und gesellschaftlicher Öffentlichkeit (HUTh 77), Tübingen 2019, 374.379; Schwöbel, Christoph, Sola Scriptura. Schriftprinzip und Schriftgebrauch, in: Heckel, Ulrich et al. (Hrsg.), Luther heute. Ausstrahlungen der Wittenberger Reformation (UTB 4792), Tübingen 2017, 1–28, 21f.
    • 26
      Vgl. z. B. Hartlieb, Elisabeth: „Die einzige Regel und Richtschnur…“ Ist das protestantische Schriftprinzip an sein Ende gekommen?, in: Baumann, Gerlinde/Hartlieb, Elisabeth (Hrsg.), Fundament des Glaubens oder Kulturdenkmal? Vom Umgang mit der Bibel heute, Leipzig 2007, 59–88, 62f.; Leppin, Volker, Wie legt sich nach Luther die Schrift selbst aus? Luthers pneumatische Hermeneutik, in: Alkier, Stefan (Hrsg.), Sola Scriptura 1517–2017. Rekonstruktionen – Kritiken – Transformationen – Performanzen. Unter Mitarbeit von Blauth, Dominic/Botner, Max (Colloquia historica et theologica 7), Tübingen 2019, 83–102, insb. 96–102; Zeller, Kinga, Luthers Schriftverständnis aus rezeptionsästhetischer Perspektive. Eine Untersuchung zu An­knüp­fungs­punkten, Transformationsmöglichkeiten und bleibenden Differenzen, Leipzig 2020, 140f.145f.149f.
    • 27
      Vgl. Oorschot, Frederike van, Schriftlehre, Schriftauslegung und Schriftgebrauch. Eine Untersuchung zum Status der Schrift in der und für die Dogmatik (Dogmatik in der Moderne 40), Tübingen 2022 und Coors, Scriptura.
    • 28
      Vgl. Focken, Friedrich-Emanuel/Oorschot, Frederike van (Hrsg.), Schriftbindung evangelischer Theologie. Theorieelemente aus interdisziplinären Gesprächen (Forum Theologische Literaturzeitung 37), Leipzig 2020.
    • 29
      Quenstedt, Johann Andreas, Theologia didactico polemica sive Systema Theologicum, Pars I, IV/2, q. XIII, Thesis: „sensus literalis […] iuxta mentem Spiritus Sancti“. Für Luther ging es darum die Schrift „durch sich selbst und ihren eigenen Geist“ (Assertio, StA 83,8f) zu interpretieren.
    • 30
      Vgl. Quenstedt, Theologia, Pars I, IV/2, q. VIII, FS VII.
    • 31
      Vgl. International Council on Biblical Inerrancy, The Chicago Statement on Biblical Inerrancy, Oakland 1978 (https://library.dts.edu/Pages/TL/Special/ICBI_1.pdf), abgerufen am 13.02.2024.
    • 32
      Vgl. Gabler, Johann Philipp, Von der richtigen Unterscheidung der biblischen und der dogmatischen Theologie und der rechten Bestimmung ihrer beider Ziele (De iusto discrimine theologiae biblicae et dogmaticae regundisque recte utriusque finibus), in: Strecker, Georg (Hrsg.), Das Problem der Theologie des Neuen Testaments (WdF 367), Darmstadt 1975, 32–44.
    • 33
      Dingel, Irene et al. (Hrsg.), Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Göttingen 2014, 1216.
    • 34
      Vgl. Oorschot, Frederike van, Art. Schrift und Tradition, in: Konfessionskunde. Das ökumenische Wissensportal (https://konfessionskunde.de/themen/begriff/schrift-und-tradition), abgerufen am 13.02.2024.
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