Matthäus 4,1–11

[1] Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. [2] Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. [3] Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. [4] Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben : »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
[5] Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels [6] und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben : »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« [7] Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben : »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«
[8] Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit [9] und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. [10] Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben : »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« [11] Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.

Nachweise in SysLex

Teufel(Autor*in )
Veröffentlicht23. September 2025
Exzerpt

Die Figur des Teufels symbolisiert wie kaum eine andere Instanz Phänomene des Bösen in Religionen und Literatur, obwohl sowohl biblische als auch theologische Gründe gegen die Existenz des Teufels sprechen. Systematisch-theologisch attraktiv ist auf den ersten Blick die Entlastung endlicher und göttlicher Freiheit durch die Teufelsgestalt. Bei genauerem Hinsehen wird die Frage nach dem Ursprung des Bösen durch den Teufel aber nicht beantwortet, da diese Figur als endliches Wesen und Geschöpf gedacht werden muss und daher nicht an die Stelle der Freiheit des Menschen und Gottes treten kann. Die Figur des Teufels kommt im Christentum und in den Religionen allerdings stets um den Preis der Angst, da Freiheit, wie im Fall von Besessenheit, völlig korrumpierbar erscheint. Diese Art des Zugriffs von Teufeln und Dämonen auf andere endliche Freiheit kann theologisch jedoch nicht gedacht werden. Der Artikel diskutiert zudem, inwiefern die Figur des Teufels dem Bösen als Exzessivem oder Unverstandenem in der Welt Ausdruck verleiht und sogar ethische Potentiale hat. Wenn für das Böse nämlich ein Teufel als Genie der Versuchung verantwortlich ist und Personen im Ausagieren des Bösen nur nachgeben, liegt darin ein Schutz der Person vor absoluter Verurteilung. Allerdings hängt offensichtlich der moralische Schutz von Personen auch in den Religionen erneut nicht an der Annahme der Existenz eines Teufels. Insgesamt zeigt der Artikel die systematisch-theologische Tendenz zur Begrenzung von Teufelsvorstellungen mit interdisziplinärem Anklang.

SachschlagwortBöses, Dämon, Freiheit, Gott, Sünde, Verantwortung, Vergebung
Version1.0